© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/15 / 13. März 2015

CD-Kritik: Hans Pfitzner
Paraphrasenhaft
Jens Knorr

Wer in einer Zeit vor unserer Zeit der neuen Speichermedien nicht unvorbereitet in Oper und Konzert gehen wollte und hernach nicht unnachbereitet bleiben, der war auf die Klavierauszüge der Verlage mit und ohne Gesangsstimmen verwiesen oder auf vereinfachte Klavierfassungen einzelner Nummern oder Themen-Potpourris, mit welchen die Verlage auf die Portemonnaies wenig geübter Heimspieler abzielten.

Die zu den fünf Opern des Komponisten und Dirigenten Hans Pfitzner (1869–1949) erhaltenen Paraphrasen hat Ulrich Urban für die Jahresgabe der Hans-Pfitzner-Gesellschaft eingespielt. Mit Opernphantasien des 19. Jahrhunderts, etwa denen von Liszt, haben sie wenig gemein. Allenfalls vermögen sie Grundstimmungen der Werke aufzurufen. Die substantielleren unter ihnen, von Otto Singer jr., dem „Klavierauszügler“-Singer verfertigt, gehen auf eine eigenständige Anverwandlung des Pfitznerschen Idioms aus.

Urban zieht die Stückchen mit gebremstem Ausdruckswillen und ohne sie zu überfordern aus dem Theater in den Salon herüber. Vielleicht haben solcherlei „Melodiensträußchen“ für Volk und Heim, weil sie Pfitzners melodische „Einfälle“ in ihrer Einfältigkeit zur Kenntlichkeit entstellen, mit verschuldet, daß die Modernität seines Komponierens lange verkannt worden ist.

Hans Pfitzner Paraphrasen zu seinen Opern Thorofon 2014 www.bella-musica-edition.de

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