© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/15 / 13. März 2015

Putin gab den Befehl zur Annexion der Krim
Propagandaspiel
Michael Paulwitz

Wirklich überraschend war es nicht, was Rußlands Präsident Wladimir Putin jetzt zu verkünden hatte: Unmittelbar nach dem Sturz des ukrainischen Präsidenten Janukowitsch habe er Schritte eingeleitet, um die russische Kontrolle über die Schwarzmeer-Halbinsel Krim sicherzustellen. Deren Bevölkerung ist nicht nur mehrheitlich russisch orientiert, die Hafenstadt Sewastopol ist als traditioneller Stützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte auch ein Pfeiler des russischen Anspruchs als Großmacht auf Augenhöhe mit den Vereinigten Staaten.

Putins Eingeständnis, bei der „Heimholung“ der Krim die Fäden gezogen zu haben, bekräftigt indirekt, daß der tiefere Grund dafür die geopolitischen Unwägbarkeiten nach dem chaotischen Machtwechsel in Kiew waren. Daß er weiter darauf beharrt, es sei ihm um den „Schutz“ russischer Menschen vor irgendwelchen „Nationalisten“ in Kiew gegangen, ist die eigentliche Lüge in diesem Propagandaspiel. Ihre Entsprechung auf westlicher Seite ist die Fiktion, der Regimewechsel in Kiew sei allein das Werk von um Freiheit und Demokratie besorgten Ukrainern gewesen. Bisher liegt aus Washington nicht einmal das Eingeständnis vor, bei diesem Umsturz kräftig mitgemischt zu haben. Zu schweigen vom nicht aufgegangenen geostrategischen Kalkül, Rußland aus dem Schwarzen Meer zu verdrängen.

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