© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/15 / 27. Februar 2015

Leserbriefe

Zu: „Pankraz, H. de Montherlant und die Gesundheit“, JF 9/15

Bereits verstorben

In diesem Beitrag hat sich Herr Zehm einen Flüchtigkeitsfehler geleistet. Er schreibt dort: „Thomas Mann oder Erwin Guido Kolbenheyer fragten sich schon damals, ob es sich da nicht um schlichte Feigheit gehandelt hätte.“ Nun gehörten sowohl Mann als auch Kolbenheyer tatsächlich zu denen, die davor warnten, aus Angst vor einer Krankheit in den Suizid zu flüchten, und sie schrieben auch darüber. Aber konkret zum spektakulären Selbstmord Montherlants 1972 hätten sie gar nichts sagen können, weil sie da selbst bereits gestorben waren, Mann 1955, Kolbenheyer 1962.

Hans Arnold, Glauchau

 

 

Zu: „Tanz auf dem Vulkan“ von Rainer Wendt, JF 8/15

Völkerstrafgesetzbuch vergessen

Bei der Problematik der zurückkehrenden Syrien-Kämpfer, scheint es, haben unsere Strafverfolger das hier anzuwendende Völkerstrafgesetzbuch vom 26. Juni 2002 wohl ganz vergessen. Dieses Gesetz hatte die rot-grüne Bundesregierung noch rasch vor dem Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr geschaffen. Die Tatbestände im Völkerstrafgesetzbuch sind so weit gefaßt, daß es überhaupt keine Schwierigkeiten bereiten sollte, um hier eine Bestrafung der Teilnehmer an den Kämpfen im Nahen Orient herbeizuführen.

Fritz Wilhelms, Bochum

 

 

Zu: „Potenzierter Schwachsinn“ von Henning Hoffgaard, JF 8/15

Demokratiefeindlich

Schwachsinn ist ein entschieden zu schwaches Wort für eine derartige demokratiefeindliche Entscheidung des Leipziger Oberbürgermeisters gegen Legida. Lächerlich ist auch die Begründung, denn man hätte die Gruppierung aussperren müssen, von der die Gewalt ausgeht. Dafür sind die Leipziger Autonomen und die Antifa ja bekannt – ebenso wie die politische Vergangenheit des links-gepolten Polizeipräsidenten Bernd Merbitz, eines ehemaligen VP-Majors.

Klaus Grünwert, Bad Schmiedeberg

 

Einladung an alle Linksterroristen

Die Kundgebung des Pegida-Ablegers am 8. Februar in Leipzig wurde also verboten, die Gegendemo jedoch erlaubt. Dies Verbot ist pervers und eine freundliche Einladung an alle Linksterroristen, nur ja ordentlich zuzulangen, um den polizeilichen Notstand herbeizuführen.

Es stoße sich niemand am Wort Terrorismus, denn Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte in besonders schweren Fällen StGB §113, fortgesetzten schweren Landfriedensbruch StGB §125, Bildung bewaffneter Gruppen StGB §127, gefährliche Körperverletzung StGB §224, gefährliche Eingriffe in den Bahn- und Straßenverkehr StBG §315a und 315b, und das alles bandenmäßig betrieben, wird man mit Fug und Recht als Terror bezeichnen dürfen. Ebenso sind Sitzblockaden nach §240 StGB als Nötigung strafbar, selbst wenn sich Politiker der etablierten Parteien daran beteiligen.

Adolf Frerk, Geldern

 

 

Zu: „Gute Demo, böse Demo“ von Markus Scheffer, JF 8/15

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Hoffentlich ist Dr. Scheffer noch immer Richter am Verwaltungsgericht und nicht inzwischen suspendiert, zurückgetreten, beurlaubt, versetzt, krankgeschrieben, vorzeitig in Rente geschickt oder sonst irgendwie zwischen die Mühlsteine des realexistierenden Rechtsstaates geraten!

Wolfgang Walter, Kutzenhausen

 

 

Zu: „`Ich bedauere die Zerstörung aufrichtig`“, im Gespräch mit Frederick Taylor, JF 8/15

Jagd auf den Heuhaufen

Leider lassen Sie unerwähnt, daß England wesentlich Mitschuld trägt an diesem Krieg, hat es doch Deutschland 1939 den Krieg erklärt.

Ich selbst, 1941 geboren, bin in Erfurt aufgewachsen. Ab 1944 nahmen die alliierten Bomberangriffe dermaßen zu, daß mehrmals die Woche nachts Luftalarm war. Als wir im Herbst 1944 mit unserem Opel zum Holzholen von Erfurt zu einem Dorf bei Ilmenau fuhren, wurden wir von einem amerikanischen Jagdflugzeug beschossen. Auf der Fahrt war ich auf dem Schoß meiner Mutter, als ein unheimliches Klingeln um uns herum ertönte, begleitet von einem Feuerschweif auf der Straße. Es folgte eine MG-Salve von einer P-51, einer amerikanischen Mustang. Vater schrie und bremste abrupt, so daß Mutter und ich gegen die Scheibe flogen. Zum Glück waren neben der Straße große Heuhaufen. Vater schrie dauernd, „Unter das Heu, unter das Heu.“ Ich schaute natürlich mit dem Kopf aus dem Heu, zu sehen, was da geschah. Der Pilot machte noch weitere Anflüge auf die Heuhaufen und zersiebte mehrere Reihen dieser Heuhaufen, traf jedoch keinen von uns. Unser Auto, das auf der Straße stand mit laufendem Motor und offenen Türen, hat der Mustang-Pilot nicht weiter beschossen.

Ich war derart fasziniert von dem Flugzeug, dem Geräusch des Motors und den Figuren, die der Pilot flog, daß ich unbedingt auch Pilot werden wollte. Mein ganzes Berufsleben habe ich infolge dieses Erlebnisses dann auch mit Flugzeugen verbracht. Als ich in den 1980er Jahren in Florida war, habe ich einen dieser „Heldenpiloten“ kennengelernt. Als ich ihm mein Erlebnis mit einer P-51 schilderte, wurde er blaß im Gesicht und brach das Gespräch abrupt ab. Ich sah ihn nicht wieder.

Dieter Leinhos, Oetzen

 

Zeugnis für Tieffliegerangriffe

Frederick Taylor behauptet, daß erst in den fünfziger Jahren Berichte über Tieffliegerangriffe auf die Überlebenden der Bombennacht vom 13. Februar1945 in der „Sensationspresse“ aufgetaucht seien. Er liegt damit auf der Linie der „Historikerkommission“, die in ihrem Bericht auf den Seiten 79–80 behauptete, daß die archäologischen Untersuchungen keine Beweise für Tieffliegerangriffe zwischen dem 13. und 15. Februar 1945 gegen das Dresdner Stadtgebiet erbracht hätten und daß die Untersuchungsergebnisse der Kommission solche Angriffe für die Tagesstunden des 14. Februar aus mehreren Perspektiven heraus als nahezu ausgeschlossen erscheinen ließen.

Ich zitiere aus dem Tagebuch eines gewiß unverdächtigen Zeitzeugen, nämlich des Judensternträgers Victor Klemperer, der als Überlebender der Dresdner Bombennacht einen solchen Tieffliegerangriff in der Nähe der Brühlschen Terrasse erlebte und beschrieben hat („Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1942–1945“). Im Eintrag zum 14.2.1945 heißt es: „(…) nach wenigen Schritten hörte ich über mir das bösartig stärker werdende Summen eines rasch näher kommenden und herunterstoßenden Flugzeuges. Ich lief rasch auf die Mauer zu, es lagen schon mehrere Menschen dort, warf mich zu Boden, den Kopf gegen die Mauer, das Gesicht auf die Arme gelegt. Schon krachte es, und Kiesgeröll rieselte auf mich herab.“

Bernd Ulrich, Ratingen

 

Guided Tour in Coventry

1982 war ich mit einer Jugendgruppe der Arbeiterwohlfahrt in Coventry. Während einer Führung durch die Kathedrale erklärte uns unser Guide, ein ehemaliger Offizier der RAF, daß der Brand, der durch die Bombardierung der Industrieanlage entstanden war, sich nur deshalb so ausbreiten konnte, weil gleich zu Beginn des Angriffs die Hauptwasserleitung der Stadt durch einen Bombentreffer so stark beschädigt worden war, daß die Feuerwehr aufgrund des Wassermangels hilflos zusehen mußte, wie der Brand sich immer mehr ausweitete und Coventry in Schutt und Asche legte.

Georg Wieloguzow, Norderstedt

 

Durch nichts zu rechtfertigen

Angesichts der zerstörten Stadt Hamburg und der insgesamt knapp 600.000 Todesopfer des gegen Deutschland gerichteten Bombenkriegs rekapitulierte der US-Historiker und Diplomat George F. Kennan in seinen „Impressionen eines Lebens“ (Düsseldorf 1990, S. 145), „daß kein augenblicklicher Vorteil (...) diese aberwitzige, gleichgültige Zerstörung menschlichen Lebens und materieller Werte rechtfertigen konnte, die Menschenhände über Jahrhunderte in mühseliger Arbeit aufgebaut hatten“.

Georg Wiesholler, Ottobrunn

 

Interview bestätigt Bertolt Brecht

Die rechtfertigende Bewertung des grauenhaften Bombardements von Engländern und US-Amerikanern vom 13. bis 15. Februar 1945 in Dresden, die der befragte Historiker Taylor „aufrichtig bedauere“, empfinde ich als reine Heuchelei. Mit großer Wahrscheinlichkeit dürfte die Zahl der zu Tode gebombten, erstickten und verbrannten Menschen ein Vielfaches der vor einigen Jahren ermitteilten rund 25.000 betragen. Diese wohl heruntergerechnete Zahl ist das Diktat des Siegers über die Besiegten. Taylor bestätigt letztlich nur die alte Wahrheit Bertolt Brechts: „Immer doch / schreibt der Sieger die Geschichte der Besiegten. / Dem Erschlagenen entstellt der Schläger die Züge. Aus der Welt / Geht der Schwächere und zurück bleibt die Lüge.“

Dietmar Neumann, Neu Wulmstorf

 

Kriegsverbrechen verharmlost

So etwas kann nur in Deutschland geschehen: Eine als patriotisch geltende Wochenzeitung gibt einem Historiker der früheren Kriegsgegner ein Forum zur Verharmlosung der Kriegsverbrechen seiner Nation. Die Einäscherung Tausender Frauen und Kinder in einer als „Elbflorenz“ bekannten Kulturmetropole Europas soll nun militärisch einen Sinn gehabt haben? Und kein Hinweis der Redaktion dazu, daß ja weitere Verbrechen der britischen Sieger folgten, wie zum Beispiel in Österreich die Auslieferung der Kosaken an die Rote Armee, was das sichere Todesurteil für Tausende bedeutete und zur Selbsttötung vieler führte.

Als Dresdner und als Deutscher fühle ich mich erneut in meiner Würde verletzt und gedemütigt durch jene, welche Macht haben; auch durch einen außerhalb der Öffentlichkeit sprechenden Bundespräsidenten vor „geladenen Gästen“, der am Tag der Trauer relativieren zu müssen glaubt.

Wolf-Dieter Jacobi, Bamberg

 

 

Zu: „Die Logik des Krieges“ von Matthias Bäkermann, JF 8/15

Vom Himmel her tödliche Mär

Meine Heimatstadt Halle/Saale wurde ab dem Vormittag des Ostersamstages am 31. März 1945 bombardiert. Neben vielen anderen Gebäuden wurde unser Hotel „Hohenzollernhof“ im Bahnhofsviertel plattgemacht, auch meine Großeltern, deren Lebenswerk das war, ließen dabei neben vielen anderen Unglücklichen (einquartierten Flüchtlingen, Gästen und Angestellten) ihr Leben. Der Bahnhof selber, die Luftnachrichten- und die Heeresnachrichtenschule im Norden der Stadt sowie der Flugplatz Nietleben wurden nicht angegriffen. Die Angriffe auf hallesche Wohngebiete wurden indes fortgesetzt.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: „Fasten ist Fasten“ von Bernd Rademacher, JF 8/15

Die Freiheit nehm ich mir

Fasten: Ja. Jedoch: Fasten ohne „JF“, das geht nicht. Es wäre nicht „Fasten“, sondern „Folter“, wenn man der „Lügenpresse“ hilflos ausgeliefert wäre.

Werner B. Wegmann, Ludwigshafen

 

 

Zu: „Stell´ dir vor ...“ von Michael Paulwitz, JF 7/15

Was für ein schöner Rechtsstaat

Was mit dem dubiosen Slogan „Kampf gegen Rechts“ angefangen hat, ist längst zum Kampf gegen das Recht, nämlich gegen die vom Grundgesetz garantierten Rechte auf freie Meinungsäußerung, auf Demonstrationsfreiheit geworden. Der Staat macht mit, die Medien klatschen Beifall oder heizen diesen Kampf noch an – was für ein schöner Rechtsstaat!

Gert Ziegler, München

 

 

Zu: „Seine Rede markierte den Bruch“ von Karlheinz Weißmann, JF 7/15

Befremdliche Logik

Wie kann ein von fremden Truppen besetztes, seiner Souveränität beraubtes Land ein befreites Land sein? Von den Millionen Opfern wie den Kriegsgefangenen, Vertriebenen etc., die nach dem 8. Mai noch der Siegerwillkür hilflos ausgeliefert waren, gar nicht zu reden!

Gerald Hundertmark, Gelsenkirchen

 

 

Zu: „Peuplierung bedeutete nicht Multikulti“ von Wolfgang Kaufmann, JF 7/15

Toleranz mit geringer Devianz

Ergänzend hierzu ist auf einige Zitate hinzuweisen, die ebenfalls deutlich machen, daß die preußische Toleranz ihre Grenzen hatte. Nach der Pest von 1709/11 wurden in Ostpreußen neben Deutschen auch Litauer und Polen als Kolonisten angesetzt. Die Berichte der jährlichen Inspektionen kamen jedoch zu dem Schluß, daß die Litauer und Polen „schlechte Wirte“ seien. Entsprechend entschied König Friedrich Wilhelm I. 1725: „Ergo befehle ich bei Leib und Leben, keine Polen anzunehmen, lauter Teutsche“. Und auch sein frankophiler Sohn Friedrich der Große, der zu Beginn seiner Regierungszeit viele Franzosen besonders in der Zoll- und Steuerverwaltung eingestellt hatte, machte mit diesen im Lauf der Zeit schlechte Erfahrungen und ordnete 1777 an: „Ich will keine Frantzosen mehr, sie seynd gar zu liderlich und machen lauter liderliche Sachen“. Die meisten Franzosen seien „Wintbeutel“. (zitiert nach G. Borchart: „Die Randbemerkungen Friedrich des Großen“).

Andreas Vonderach, Oldenburg

 

 

Zu: „Radikale Einbußen“ von Jörg Fischer, JF 6/15

Berechtigtes Verdi-Anliegen

Ursprünglich für die Vertretung von Arbeitnehmerrechten zuständig, macht sich die Gewerkschaft Verdi, etwa durch ihre Beteiligung an Antifa-Aktionen, zunehmend überflüssig. Doch die hier kritisierte Kampagne gegen „Lärm im Großraumbüro“ ist vollkommen berechtigt, denn hier geht es um die Verbesserung von Arbeitsplatzbedingungen.

Carsten Zöllner, Berlin

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