© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/15 / 27. Februar 2015

Umwelt
Rückkehr vom Balkan
Jörg Fischer

Wenn es um Gentechnik oder Autos geht, sind sich Wirtschaftsverbände und Grüne spinnefeind. Beim Thema Einwanderung paßt zwischen beide kein Blatt Papier: „Wir müssen dafür sorgen, daß aus vielen kleinen Türen, die man kompliziert aufschließen kann, endlich große Tore werden“, fordert Bundestagsfraktionschefin Katrin Göring-Eckardt. Daß Deutschland durch 300.000 Zuwanderer pro Jahr „nicht nur bunter, sondern vor allem auch erfolgreicher“ sein wird, ist eine kühne Behauptung. Daß schon durch die zu kleinen Türen auch Gefahren eintreten, zeigen die Masern-Ausbrüche in Berlin. Hauptursachen für die Rückkehr der heimtückischen Virusinfektion seien „Impfmüdigkeit und Fehlinformation“, hieß es kürzlich auf Spiegel Online. Sind also wie in den USA die „Anti-Vaxxer“ (Impfverweigerer) an den Masern schuld?

Nach Ankunft in Deutschland schnell zur Masern-Mumps-Röteln-Impfung.

Das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI), das als Bundesoberbehörde für Infektionskrankheiten zuständig ist, beklagt zwar auch fehlende Impfungen bei Deutschen zwischen 18 und 43 Jahren, aber „der Ausbruch verbreitete sich anfangs vornehmlich unter Asylsuchenden, von denen die meisten aus Bosnien und Herzegowina oder Serbien stammten“, heißt es im Epidemiologischen Bulletin 5/15. „Aufgrund des Krieges kam es in den Jahren 1992 bis 1995 zu einem Einbruch der Routineimpfungen“, so das RKI. Deshalb sollten die Asylbewerber vom Balkan „hier in Deutschland so schnell wie möglich eine Masern-Mumps-Röteln-Impfung erhalten“. Über die grassierende Tuberkulose wird bestenfalls regional berichtet. Dabei wurden 2013 bundesweit 4.318 TBC-Fälle registriert. Daß „der Anteil der im Ausland geborenen Patienten bei 56,6 Prozent liegt und damit im Vergleich zum Vorjahr (49,9 Prozent) deutlich gestiegen ist“, läßt sich nicht aus den Leitmedien erfahren, sondern nur aus einem RKI-Bericht.

www.rki.de/DE/Home

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