© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/15 / 27. Februar 2015

Frisch gepresst

Königsberg. Als „Streitschrift“ untertitelt Gerfried Horst seine umfangreiche Arbeit über „Die Zerstörung Königsbergs“. Der Streit, an dem er sich damit beteiligen möchte, tobt seit Jahrzehnten und er geht um die völkerrechtliche Zulässigkeit alliierter Luftangriffe auf die Städte des Deutschen Reiches zwischen 1940 und 1945. Einem derartigen „Morale Bombing“, Terrorangriffen, die die Moral der Zivilbevölkerung brechen und zugleich möglichst viel an kulturell wertvoller Bausubstanz vernichten sollten, fiel Ende August 1944 auch Ostpreußens Hauptstadt Königsberg zum Opfer (JF 36/14). Diese Zerstörung, das Herzstück des Buches, dokumentiert Horst leider nur mit überwiegend bekannten, oft in Anthologien oder im Ostpreußenblatt abgedruckten Augenzeugenberichten, denen er lediglich wenige, von ihm selbst gesammelte Erinnerungsberichte hinzufügt. Insofern führt das Werk die landeshistorische Forschung nicht weiter, hält aber verdienstvollerweise die Erinnerung an dieses Kriegsverbrechen präsent und stellt die Königsberger Schreckenstage erstmals im weiteren Rahmen des Luftkriegsgeschehens dar. (ob)

Gerfried Horst: Die Zerstörung Königsbergs. Eine Streitschrift. Verlag Osteuropa-Zentrum, Berlin 2014, broschiert, 389 Seiten, Abbildungen, 14,90 Euro

 

Adolf Hitler. Auch in ihrem Glauben unerschütterte Freudianer würden es für extrem problematisch halten, historisches Personal postum auf die Couch zu zerren. Ungeachtet solcher Skrupel blieben jedoch nicht einmal Nero oder Kleopatra vom psychoanalytischen Zugriff verschont. Und schon gar nicht Adolf Hitler, der zum Lieblingspsychopathen zeithistorisch ambitionierter Publizisten aufgestiegen ist. Nach Büchern wie Walter C. Langers „Das Adolf-Hitler-Psychogramm“, verfaßt 1943 für die psychologische Kriegführung der USA, oder Manfred Koch-Hillebrechts „Homo Hitler. Psychogramm des deutschen Diktators“ (1999), meint zuletzt Marcel Dobberstein einen Blick in des Führers „destruktive Seele“ werfen zu können. Herausgekommen ist schlechte Unterhaltungsliteratur. Zum Beleg eine Kostprobe: „In einer solchen Psyche entsteht ein ungeheurer Innendruck. Wie ein Tier im Käfig tanzt sie immer um denselben Gedanken.“ Kurz: Hitler habe unter „Käfigaggression“ gelitten. (wm)

Marcel Dobberstein: Adolf Hitler. Die Anatomie einer destruktiven Seele. Agenda Verlag, Münster 2014, broschiert, 357 Seiten, 29,95 Euro

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen