© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/15 / 27. Februar 2015

Meldungen

Bühnenverein fordert Reform des Urheberrechts

KÖLN. Der Deutsche Bühnenverein hält eine Reform des Urheberrechts „für mehr als überfällig“. Das Urheberrecht entspreche der heutigen Aufführungspraxis „in keiner Weise“, erklärte Rolf Bolwin, der Direktor des Bühnenvereins, am Montag dieser Woche in Köln. Dem Regisseur eines seit Jahrzehnten existierenden Werkes müsse es erlaubt sein, die Inszenierung mit seiner Sicht „auf die Welt zu konfrontieren“, auch wenn es dazu zusätzlicher Texte bedürfe. Anlaß für seine Forderung nach einer Reform ist der Rechtsstreit zwischen dem Suhrkamp-Verlag und dem Residenztheater in München über die Aufführung des Brecht-Werkes „Baal“. Regisseur Frank Castorf (63) hatte für seine Inszenierung Fremdtexte in das Stück aufgenommen und dessen Chronologie aufgebrochen. Dagegen hatte der Suhrkamp-Verlag im Namen der Brecht-Erben beim Landgericht München eine einstweilige Verfügung beantragt. Vergangene Woche schlossen beide Parteien einen Vergleich, nach dem die umstrittene Aufführung nur noch zweimal gezeigt werden darf. (tha)

 

Kirchen kritisieren „Körperwelten“-Schau

BERLIN. Kritik von seiten der Kirchen hat die Eröffnung der umstrittenen „Körperwelten“-Ausstellung des Plastinators Gunther von Hagens in Berlin hervorgerufen. Die Dauerausstellung am Alexanderplatz hatte ihre Pforten am 18. Februar geöffnet. Zu sehen sind rund 20 Ganzkörperplastinate in unterschiedlichen Posen. Außerdem sind etwa 200 plastinierte Organe, Knochen und Gewebe ausgestellt. Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, erklärte, die Schau befriedige vor allem die Sensationslust. Es müsse nicht alles gezeigt werden, was gezeigt werden könne. Die kirchenpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Cornelia Seibeld, kritisierte, daß die Ausstellung ausgerechnet am Aschermittwoch und damit zu Beginn der Passionszeit eröffnet worden sei. Das zeuge von wenig Respekt und Pietät. Nach einem Aschermittwoch-Gottesdienst in der St. Marienkirche mit rund 100 Teilnehmern zog eine Trauerprozession zur Dauerausstellung. Pfarrerin Cordula Machoni sagte, damit habe man den christlichen Umgang mit Tod und Sterben wieder ins Bewußtsein heben wollen. Der an Parkinson erkrankte von Hagens hat das Konservierungsverfahren der Plastination 1977 an der Universität Heidelberg erfunden. Seither hat er weltweit 126 Ausstellungen in 23 Ländern mit knapp 40 Millionen Besuchern durchgeführt. Kritiker werfen ihm mangelnde Ehrfurcht vor dem Leben vor. (idea/JF)

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