© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/15 / 27. Februar 2015

Zwischen Reichstag und Kanzleramt
Lauf Peter, lauf
Marcus Schmidt

Peter Tauber ist so, wie sich die Strategen im Konrad-Adenauer-Haus die CDU der Zukunft vermutlich wünschen: jung, dynamisch, modern und – inhaltlich flexibel. Als CDU-Chefin Angela Merkel den 40 Jahre alten Hessen 2013 überraschend zum Generalsekretär machte, waren die Reaktionen durchweg positiv. Endlich mal ein junges Gesicht, ein Nachwuchspolitiker, der mit beiden Beinen im Hier und Jetzt steht und sich für „Star Wars“ und Fleischwurst begeistert kann. Zudem ist für den eifrigen Twitter-Benutzer, der bei dem Kurznachrichtendienst immerhin 29.000 „Follower“ hat, das Internet kein „Neuland“. Daß Tauber darüber hinaus auch noch als vergleichsweise konservativ gilt, wurde von den einen schulterzuckend hingenommen, von den anderen als Hoffnungsschimmer gedeutet. Und Tauber enttäuschte die Strategen nicht: Im vergangenen Jahr startete er eine Initiative, durch die die CDU „bunter, weiblicher und jünger“ werden soll.

Doch nun, nach dem Desaster der selbsternannten „Großstadtpartei“ bei der Wahl in Hamburg, weht Tauber plötzlich der Wind ins Gesicht. Am Wochenende eröffnete die Bild das Feuer auf Tauber und warf ihm vor, er sei in seinem Amt bislang vor allem mit „mit sinnentleerten Jogging-Nachrichten aufgefallen“. Zuvor hatte der Komiker Jan Böhmermann auf dem Spartensender ZDFneo Taubers Lauf- und Twitterleidenschaft ein Lied gewidmet, unterlegt mit den von Tauber getwitterten Daten seiner Laufeinheiten. Denn Tauber ist leidenschaftlicher Läufer. Wann immer er im Wahlkreis, Berlin oder im Urlaub seine Runden dreht, twittert er die Daten mit einem Bild von der Strecke in die Welt. So teilte er am Sonnabend mit: „Ich bin gerade 18,1 km mit Nike+ gelaufen – mit einem Tempo von 5‘52“/km.“

„Taubers Tweets haben keinerlei politische Botschaft, keinen politischen Bezug und positionieren ihn als CDU-Generalsekretär auch nicht in einer erkennbaren Weise“, ätzte am Montag der stellvertretende Bild-Chefredakteur und frühere SPD-Regierungssprecher Bela Anda. Dabei unterschlagen Taubers Kritiker, daß der CDU-General bei seinen mittlerweile gut 16.700 Tweets durchaus auch regelmäßig politische Inhalte verschickt. Entscheidend ist jedoch Taubers Hinweis in seiner kurzen Selbstdarstellung auf Twitter: Er sei „rein privat hier!“ Der CDU-Politiker twittert also nicht als General, sondern als Peter Tauber aus Gelnhausen.

Dennoch sollte Tauber ins Grübeln kommen. Denn die Kritik macht sich nicht nur an seinen Aktivitäten beim Kurznachrichtendienst fest. Schon mit seinem Vorstoß für ein Einwanderungsgesetz waren ihm Anfang des Jahres die Grenzen aufgezeigt worden. Sowohl bei der Fraktionsspitze als auch bei Innenminister Thomas de Maizière kassierte er schroffe Absagen. Die Unterstützung von Parteichefin Angela Merkel, die ihrem „General“ nur schwer in die Parade fallen konnte, ohne ihn politisch zu beschädigen, fiel äußerst lau aus. Sollte die CDU im Mai auch in Bremen eine Niederlage einfahren, wird Tauber nicht einfach davonlaufen können.

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