© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/15 / 20. Februar 2015

Dax überwindet die 11.000-Punkte-Marke
Freitag, der 13.
Jörg Fischer

Der Schwarze Freitag an der Berliner Börse fand bereits zweieinhalb Jahre vor dem Platzen der Spekulationsblase in New York statt: Am 13. Mai 1927 stürzte der Reichsaktienindex um fast ein Drittel ab, die verheerende Wirtschaftskrise begann. Am Tag zuvor hatte die Bankenvereinigung eine Forderung von Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht erfüllt und angekündigt, die Börsenkredite um ein Viertel zu kürzen.

Der vergangene Freitag erscheint hingegen wie ein Kontrastprogramm: Der Dax kletterte erstmals über 11.000 Punkte. Im Januar hatte Zentralbankchef Mario Draghi angekündigt, die EZB-Geldschleusen noch weiter zu öffnen. Ohne Berücksichtigung der Dividenden liegt der Dax-Kursindex aber immer noch unter seinem Hoch in der New-Economy-Blase im Frühjahr 2000. Ist es also noch nicht zu spät, Aktionär zu werden? Angesichts von niedrig verzinsten Euro-Anlagen klingen Dax-Dividendenrenditen im Zwei- bis Drei-Prozent-Bereich verlockend.

Und bei weiter steigenden Kursen ist sogar ein Realgewinn zu erwarten. Falls die Börse aber fällt, erwischt es Späteinsteiger zuerst: Die Verluste bescheren dem Anleger seinen „Schwarzen Freitag“. Wer etwa 2007 beim Höchstkurs für 25.000 Euro Commerzbank-Aktionär wurde, hat derzeit weniger als 1.250 Euro im Depot. Zudem hat das Institut seit Jahren keine Dividende gezahlt.

Erfolgreiche internationale Großanleger, denen inzwischen ein Großteil der Dax-Aktien gehört, verfolgen hingegen die Strategie „Buy on bad news, sell on good news!“ Billig kaufen, das war auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2009 möglich. Ob der 13. Februar schon der Zeitpunkt war, um teuer zu verkaufen, weiß niemand. Aber wer jetzt noch einsteigt, sollte nicht nur die diversen Gebühren mit einrechnen. Er muß im Zweifel fähig sein, einen Aktienschwund auszusitzen. Der US-Aktienindex Dow Jones brauchte einst 25 Jahre, um die Kursverluste vom „Schwarzen Freitag“ 1929 wieder aufzuholen.

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