© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/15 / 20. Februar 2015

Euro-Austritt der Griechen wird wahrscheinlicher
Nichts ist alternativlos
Jörg Fischer

Würden Wahlen etwas ändern, so wären sie verboten!“ Diese These der Anarchistin Emma Goldman schien sich in der Finanz- und Eurokrise zu bestätigen: Egal, wer jeweils regierte, immer wurden Banken und Finanzinvestoren zu Lasten der Steuerzahler „gerettet“. Griechenland könnte – nach Island – und 75 Jahre nach Goldmans Tod beweisen, daß Wahlen doch vieles ändern können.

Die neue Regierung will die „alternativlose“ Spirale durchbrechen, alte Schulden mit noch mehr neuen Schulden zu bedienen. Das derzeitige Hilfsprogramm sei „Teil des Problems und nicht Teil der Lösung“, erklärte der linke Finanzminister Yanis Varoufakis anläßlich des Scheiterns der zweiten Eurogruppen-Verhandlungsrunde am Montag. Der rechte Verteidigungsminister Panos Kammenos brachte es auf den Punkt: „Alle Griechen sagen gemeinsam nein!“ Doch das bedeutet den sogenannten „Grexit“ – den Staatsbankrott und Austritt aus dem Euro.

Beides hat Tradition in Athen. Griechenland war seit seiner Neugründung 1830 mehrfach zahlungsunfähig und mußte 1908 die Lateinische Münzunion verlassen. Teuer ist ein Grexit für die deutschen Steuerzahler: Im Extremfall müßten sie für über 90 Milliarden Euro geradestehen. Doch dazu haben fast alle Deutschen bei ihren Wahlen ja gesagt.

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