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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/15 / 13. Februar 2015

Knapp daneben
Im Schatten der Überschwester
Karl Heinzen

Auch für Milliardärskinder kann der Aufstieg an die Spitze steinig sein. Diese leidvolle Erfahrung mußte Paris Hilton in ihrer Jugend machen. Jahrelang dümpelte die Karriere als Model und Schauspielerin vor sich hin. Erst ihre überzeugenden Darbietungen in einem privaten Sexvideo, das ein Ex-Freund in den Handel brachte, sorgten für den Durchbruch. Wo andere den Kopf verloren hätten, reagierte sie geschäftstüchtig und erwirkte eine Beteiligung an den Umsatzerlösen des Streifens. 2005 erhielt er als erfolgreichster pornographischer Titel des Jahres den Filmpreis der US-Erotikbranche.

Unter ihrem markenrechtlich geschützten Wahlspruch „That’s hot“ trat Paris Hilton nun ihren künstlerischen und unternehmerischen Siegeszug an. Jungen Superreichen half sie aus der Sinnkrise, indem sie ihnen vorführte, wie man aus viel Geld noch mehr Geld macht. Für die breite Weltöffentlichkeit wurde sie zur Stilikone. Wahrscheinlich glauben Millionen, daß die französische Hauptstadt nach ihr benannt ist.

Auch als Mittdreißigerin erfindet sie sich ständig neu. Zur Präsentation ihrer neuen „Beauty-Line“ präsentierte sie sich erstmals sogar als Busenwunder.

Wie soll man als kleiner Bruder aus dem Schatten einer solchen Überschwester treten? Diese Schicksalsfrage hat Conrad Hilton mit einem brachialen Befreiungsschlag beantwortet. Auf einem Flug von London nach Los Angeles begann er, um sich zu schlagen und verunglimpfte die Passagiere als „Bauern“. Die Besatzung klärte er darüber auf, innerhalb von 30 Sekunden für ihre Entlassung sorgen zu können und bedrohte sie mit dem Tod.

Für den Geniestreich hat er sich jetzt vor Gericht zu verantworten. Das Urteil kann ihm gleichgültig sein. Wichtiger ist, daß auch er nun ein Markenzeichen gefunden hat. Immer mehr Milliardäre mißbrauchen ihren Reichtum, um sich als Wohltäter zu inszenieren, die die Menschheit mit Bildung, Kondomen, Armenspeisung und Demokratie beglücken. Gegen diese Schleimer von Gates bis Soros setzt er ein Zeichen. Es ist höchste Zeit, daß jemand den oberen Zehntausend der Weltgesellschaft wieder ein häßliches Gesicht verleiht.