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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/15 / 13. Februar 2015

Der Rubel rollt nicht mehr
RT Deutsch: Ölpreisverfall und Sanktionen bremsen russische Medienoffensive in Deutschland aus
Jörg Fischer

Wo ist Jasmin Kosubek? Das fragten Anfang Januar Fans der Sendung „Der fehlende Part“ des Internetkanals RT Deutsch. Angesichts des medialen Trommelfeuers, das 2014 den Start der deutschen Ausgabe des Staatssenders Russia Today begleitete, machten Gerüchte die Runde: Wurde die polyglotte 25jährige von der Schwäbischen Alb wegen ihrer gelegentlichen Versprecher gekündigt? Oder folgt sie den RT-Kolleginnen Liz Wahl und Sara Firth, die RT – unter dem Jubel der Konkurrenten CNN, Fox News & Co. – verließen?

Doch die Linkspolitikerin Lea Frings und ihr RT-Kollege Nicolaj Gericke vertraten „Putins schönes Gesicht für Deutschland“ (Münchner Merkur) nur krankheitsbedingt. Nun aber ziehen düstere Wolken über die RT-Dependance in Berlin. Der Grund: Trotz Milliarden-Devisenreserven und der geringsten Verschuldungsquote der G20-Länder muß Moskau sparen – auch beim dreistelligen RT-Millionenbudget. Der Ölpreisverfall und die Sanktionen lassen die Staatseinnahmen einbrechen, und waren vor einem Jahr noch 35 Rubel für einen Dollar zu bezahlen, sind es jetzt etwa 70. In Euro ist der Absturz nicht so hoch (48 zu 78 Rubel), doch vier Fünftel der RT-Ausgaben fallen in Devisen an.

Kann jetzt US-Außenminister John Kerry ruhiger schlafen, der RT sichtlich genervt als „Propaganda Bullhorn“ für „Putins Phantasien“ bezeichnete? „Dem Propaganda-Apparat geht das Geld aus“, jubelte Die Zeit, die RT als „Mix aus gezielten Manipulationen, obskuren Theorien und fragwürdigen Experten“ abqualifiziert. Für ein RT-Programm à la N24 fehlt nun das Geld. Doch im Internet läuft die russische Medienoffensive auch ohne GEZ- oder Werbemilliarden weiter – Live-Berichte von Pegida-Demos oder Interviews mit Euro-Kritikern inklusive.

„Der fehlende Part“ bei RT Deutsch: rtdeutsch.com