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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/15 / 13. Februar 2015

Jugendjargon reizt zum Dauerlachen
Auf Kosten der Gebührenzahler: Der WDR hat auf Youtube einen „Tagesschau“-Ableger plaziert
Richard Stoltz

Aufregung über den Westdeutschen Rundfunk, der für ein volles Jahr und mit öffentlich-rechtlichem Geld bei Youtube, dem zu Google gehörigen und äußerst erfolgreichen Videoportal, einen Ableger der ARD-„Tagesschau“ plaziert hat. Es hagelt Kritik. Die einen sprechen empört von einer „unverfrorenen Verbrennung staatlicher Rundfunkgebühren“, andere machen sich lustig darüber, daß sich hier „verbitterte alte Säcke“ (gemeint sind die Leute vom WDR) auf Jugendlichkeit „geschminkt“ hätten, um ihren „Quark“ endlich auch einmal einem jungen Publikum schmackhaft zu machen.

Die verbale Anbiederei an einen auf Youtube angeblich herrschenden Jugendjargon ist bei „WDR #3sechzich“ (so der offizielle Name des Projekts) tatsächlich äußerst auffällig und reizt zum Dauerlachen, zumal sich sonst im Vergleich mit der „Tagesschau“ nichts geändert hat. „Wir halten uns strikt an öffentlich-rechtliche Standards“, versicherten die Verantwortlichen dem Kressreport.

Wohl wahr, kann der Nachrichtenkonsument da nur beipflichten. Hier wie dort die gleiche Info-Brühe, die gleichen Schlagworte, die gleichen penetranten Wiederholungen. Zuerst sieht man, wie die „verantwortlichen Politiker“ mit ihren Aktentaschen in den Sitzungssaal einziehen, dann erzählt ein Fernsehmann, worum es geht, dann werden einige der Politiker befragt, und schließlich kommt ein „unabhängiger“ Kommentator, der das Gehörte und Gesehene noch einmal zusammenfaßt.

Das Ganze aber bei WDR #3sechzich, abgesehen von dem, was die Politiker sagen, in bemühter Jugendsprache dargeboten und so – völlig unbeabsichtigt –richtig lächerlich gemacht. Der Effekt ist eigentlich recht komisch, ja geradezu Komik pur.Aber warum sollen dafür die Gebührenzahler bluten?