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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/15 / 13. Februar 2015

Neuer deutscher Exportrekord
So hoch wie nie zuvor
Markus Brandstetter

Das Statistische Bundesamt hat die Eigenschaft, große Wahrheiten gelassen auszusprechen. So mir nichts, dir nichts wird da berichtet, daß Deutschland im Jahr 2014 so viel exportiert hat wie noch nie zuvor. Waren im Wert von 1.133,6 Milliarden Euro wurden 2014 ausgeführt – das sind um 3,7 Prozent mehr als 2013.

Damit wurde der alte Rekordwert aus dem Jahr 2012 von 1.095,8 Milliarden Euro nochmals klar übertroffen. Was hier recht bescheiden daherkommt, sind in Wahrheit sensationelle Zahlen. Deutschland exportiert heute dreieinhalbmal soviel wie 1990 und doppelt soviel wie noch im Jahr 2000.

Und noch einen Rekord gab es, und zwar bei der Außenhandelsbilanz. Das ist eine volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, für deren Aufstellung Statistiker die Importe von den Exporten abziehen. Diese Rechnung stellt einen guten Indikator für die Gesundheit einer Volkswirtschaft dar, denn Nationen, die auf Dauer deutlich mehr importieren, als sie exportieren, reduzieren nicht nur ihr Bruttosozialprodukt, sondern auch das Gesamteinkommen ihrer Volkswirtschaften.

Auch auf diesem Gebiet gibt es einen Rekord zu vermelden. Die Außenhandelsbilanz schloß 2014 mit dem bislang höchsten Überschuß von 217,0 Milliarden Euro ab. Damit wurde der bisherige Höchstwert von 195,3 Milliarden Euro im Jahr 2007 deutlich übertroffen. 2013 hatte der positive Saldo in der Außenhandelsbilanz noch 195 Milliarden Euro betragen.

Wo gehen diese Waren und Güter hin? Und was sind das für Produkte, die die Deutschen herstellen, welche solch reißenden Absatz im Rest der Welt finden. Das Gros der deutschen Exporte, 58 Prozent, geht in die übrigen EU-Länder, was bei aller Kritik an der EU zeigt, wie wichtig dieser Wirtschaftsraum für Deutschland ist. Interessant ist die Tatsache, daß der Euro auf die Richtung der deutschen Exporte offenbar keine entscheidende Auswirkung hat. In die Länder der Eurozone wurden 2014 Waren im Wert von 414,2 Milliarden Euro geliefert, während in EU-Länder, die nicht der Eurozone angehören, Waren im Wert von 243,1 Milliarden Euro ausgeführt wurden.

An der Zusammensetzung der Produkte, die deutsche Unternehmen exportieren, hat sich in Jahren wenig geändert. Die Hälfte entfällt auf Maschinen, Autos, Elektronik und Arzneimittel. Den Löwenanteil machen Maschinen und Anlagen auf der einen Seite und Fahrzeuge auf der anderen Seite aus, zwei Produktgruppen, von denen jede knapp 18 Prozent an den Gesamtexporten einnimmt und ein Volumen von jeweils knapp 200 Milliarden Euro darstellt.

Die deutschen Exportüberschüsse bilden eine wesentliche Grundlage für das deutsche Steueraufkommen, die niedrige Arbeitslosigkeit, den komfortabel alimentierten Sozialstaat und die Unterstützung ärmerer EU-Länder. Das sollten sich auch die Kritiker, die die Veröffentlichung solcher Zahlen jedesmal auf den Plan ruft, einmal überlegen.