© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/15 / 06. Februar 2015

Murat non calculat: Lerndefizite türkischer Jungen durch traditionelle Erziehung
Rollenmuster mit Matheschwäche
(wk)

Unter Zugrundelegung umfangreicher Datensätze aus verschiedenen deutschen und europäischen Bildungsprojekten untersuchten die Soziologinnen Zerrin Salikutluk und Stefanie Heyne „die Wirkung traditioneller Geschlechterrollen auf schulische Leistungen“. Dabei kamen sie unter anderem zu dem Schluß, daß türkischstämmige Jungen signifikant schlechtere Ergebnisse im Fach Mathematik erzielen, wenn sie traditionell erzogen werden, wohingegen dieses Phänomen bei den Mädchen nicht zu beobachten sei (Zeitschrift für Soziologie, 6/2014). Das erklären Salikutluk und Heyne mit den althergebrachten türkischen Männlichkeitsvorstellungen, welche die Jungen im Schulalltag behindern, während die typisch weiblichen Rollenmuster keine solch negativen Effekte bewirken. Damit verweisen die beiden Soziologinnen die immer wieder kolportierte Behauptung, daß die auffällig mangelhaften Lernerfolge türkischer Jungen aus einer Benachteiligung von Migranten im deutschen Bildungssystem resultieren, ins Reich der Legende. Außerdem plädieren sie für eine differenziertere Betrachtung der Schulleistungen türkischstämmiger Kinder unter Berücksichtigung der Unterschiede zwischen den Geschlechtern, welche es übrigens – und das ist ein weiteres aufschlußreiches Ergebnis der Studie – unter deutschen Schülern nicht gibt.

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