© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/15 / 06. Februar 2015

150 Anzeigen, aber alles nicht so schlimm wie im Vorjahr
Wiener Akademikerball der FPÖ: Mehr Polizeipräsenz und Einreiseverbote für Bewaffnete zeigten Wirkung / Beeinträchtigung von Gewerbetreibenden
Lukas Steinwandter

Die Polizei hat aus den Ausschreitungen des vergangenen Jahres gelernt. Waren 2014 noch 2.000 Beamte im Einsatz, schützten am Freitag mehr als 2.500 Polizisten die Ballbesucher vor Demonstrantengewalt. Mehr Gegenwind als je zuvor gegen den jährlich stattfindenden Akademikerball in der Wiener Hofburg, zu dem die Landesgruppe Wien der FPÖ geladen hatte, kam dieses Jahr von Grünen und gewaltbereiten Linksextremisten.

Fast zwei Dutzend Kundgebungen gegen den Akademikerball waren für den Freitag vergangener Woche angemeldet. Zwei Tage vorher erklärte Polizeipräsident Gerhard Pürstl auf einer Pressekonferenz den linksradikalen Demonstrationszug „Für ein Ende der Gewalt – den Akademikerball unmöglich machen!“ für verboten. Grund: Das Bündnis habe im Vorfeld „offen ein Bekenntnis zu Militanz auf der Straße abgelegt“. Gewalt werde „beharrlich nicht ausgeschlossen“. Zu der fragwürdigen Kundgebung aufgerufen hatte das NoWKR („No Wiener Korporationsring“)-Bündnis. Die selbsternannten Antifaschisten veröffentlichten auf ihrer Netzseite Anleitungen zum Bau von Nageltrittfallen und Molotowcocktails.

Gebiet um Wiener Hofburg wurde Sperrzone

Wie befürchtet, wurde die Gefahr des sogenannten „Schwarzen Blocks“ mit dem Verbot des Demonstrationszuges nicht gebannt. NoWKR kündigte sofort nach Bekanntwerden des Verbots an, „auf jeden Fall auf die Straße zu gehen“. Die Überwachung dieser militanten Gruppe stand in diesem Jahr unter der Umsetzung und Federführung der erfahrenen Elitetruppe Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (Wega). „Ich hoffe sehr, daß die Polizei die Lage unter Kontrolle behält. Die Vorzeichen sind allerdings keine guten. Ein beträchtlicher Teil der Demo-Organisatoren hat es nicht zustande gebracht, sich von Gewalt zu distanzieren. Die Polizei sah sich sogar gezwungen, eine der Kundgebungen zu verbieten. Entscheidend wird sein, daß diejenigen, die an dieser NoWKR-Kundgebung teilnehmen wollten, jetzt nicht in Kleingruppen marodierend durch die Stadt ziehen können“, erklärte Ballorganisator Udo Guggenbichler am Donnerstag gegenüber der JUNGEN FREIHEIT.

Etliche Zufahrtsstraßen zu den Burschenhäusern waren vor dem Festball mit Leuchtgraffiti beschmiert worden. Die Häuser stehen in den Tagen rund um den Akademikerball unter verstärkter Bewachung. „Aber natürlich sind sie Ziele gewalttätiger Linksextremisten. Diese Graffitis dienen ja dazu, den nicht ortskundigen Demonstranten anzuzeigen, wo genau sich die Ziele ihrer irren Strategie befinden“, erläuterte Guggenbichler.

Die Demonstrationen gegen die Festivität sorgen auch bei Wiener Handeltreibenden Jahr für Jahr für Unverständnis. „Jede dieser Demonstrationen ist eine zuviel“, beklagte Erwin Pellet, Obmann der Sparte Handel der Wirtschaftskammer. Bereits im Sommer setzte er sich massiv bei Innenministerin Johanna Mikl-Leitner dafür ein, zumindest einige der Demonstrationen in der Wiener Innenstadt untersagen zu lassen. Er prophezeite vor dem Akademikerball: „Der eine oder andere Betrieb wird früher schließen, damit die Angestellten sicher nach Hause kommen.“ Mit Sachschaden wurde ohnehin gerechnet. Deshalb hat die Sparte Gewerbe und Handwerk Spezialisten zur Verfügung gestellt, die geborstene Schaufensterscheiben zügig reparieren können. Das Geschäft in der Innenstadt litt am Freitag stark unter den Demonstrationen. Pellet gesteht: „Als Kunde würde ich auch zu Hause bleiben.“

Am Freitag um 16 Uhr war es schließlich soweit. Das Gebiet um die Hofburg wurde Sperrzone. Keine zwanzig Minuten später meldete die Polizei via Twitter, auf der Autobahn A4 Richtung Wien seien sechs Schwerbewaffnete festgenommen worden. Es fuhren mehrere Busse aus ganz Europa, vollbeladen mit „Gewalttouristen“, in die österreichische Hauptstadt, um gegen den Akademikerball zu demonstrieren. Das NoWKR-Bündnis meldete im Laufe des Nachmittags, daß mehrere Busse „an der Weiterfahrt gehindert und sogar zurückgeschickt“ worden seien.

Für die selbsternannten Antifaschisten des NoWKR kam es allerdings noch ernster: Die Polizei Wien erstattete offiziell Anzeige gegen Unbekannt, weil es sich bei der Gruppierung um eine kriminelle Organisation handele, die nicht nur zur Gewalt aufgerufen habe, sondern sich auch nicht davon distanzieren wollte. Die von der Polizei veröffentlichten Fotos mit schwerer Bewaffnung, Sturmhauben und Pyrotechnik belegen dies.

Auch in diesem Jahr haben es die Veranstalter rund um FPÖ-Mann Udo Guggenbichler geschafft, die Tradition des Akademikerballs entgegen allen Schikanen fortzuführen. Leider pflegten auch Linksextreme ihre Tradition, indem sie abermals gewaltsam gegen Ballbesucher und Polizei vorgingen. Sechs Polizisten und vier Demonstranten wurden verletzt. Die Ausschreitungen und insbesondere die Sachbeschädigungen sollen aber geringer als im Vorjahr gewesen sein. Es kam zu rund 150 Anzeigen und 54 vorübergehenden Festnahmen.

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