© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/15 / 06. Februar 2015

Aufgeschnappt
Ganz sportlich verwaltet
Matthias Bäkermann

Beim Männerturnverein (MTV) in Stuttgart wird demnächst eine neue Stelle zu besetzen sein. Dieser Erfolg dürfte ganz klar auf das Konto der SPD-Arbeitsministerin Andrea Nahles gehen. Die neue Kraft ist nämlich für jene Verwaltungstätigkeit nötig, die im zweitgrößten Sportverein der Stadt seit Einführung des Mindestlohnes gewaltig zugenommen habe.

Karsten Ewald, Geschäftsführer des MTV mit seinen 8.700 Mitgliedern, ärgert sich jedoch gewaltig. „Wir müssen eigens eine neue Stelle aus dem Budget schrauben, um diese Arbeit zu schaffen“, zitiert ihn die Stuttgarter Zeitung am Dienstag. So müsse für die 25 festangestellten Trainer und 73 Minijobber jede einzelne Tätigkeit aufgelistet und eigenhändig unterschrieben werden. Dabei verdienten diese Leute ohnehin deutlich mehr als 8,50 Euro die Stunde. Problematisch sei die Mindestlohnregelung eher für die jugendlichen Leistungssportler des Vereins. Deren Aufwandsentschädigung von 250 bis 300 pro Monat müsse neuerdings als Honorar deklariert werden – bei deren vielen Trainingsstunden sei dieser deutlich unter dem Mindestlohn. Mehr kann der Verein aber nicht zahlen. „Wenn wir das Gesetz befolgen, schaffen wir den Leistungssport ab“, klagt Ewald.

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