© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/15 / 30. Januar 2015

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Lügenpresse“, JF 5/15

Das ist der Gipfel der Heuchelei

Mark Twain sagte einst: Wer keine Zeitung liest, ist uninformiert; wer eine Zeitung liest, ist falsch informiert. Das Problem ist also schon alt. Die Achtundsechziger hatten einen Teil der Medien als Lügenpresse bezeichnet. Seitdem sie selbst an den Schaltern der Macht sitzen, ist das ein Unwort. Ob die Falschmeldungen auf Vorgaben der Verleger, der Chefredaktionen, der Schere im Kopf aus Existenzangst oder nur auf Nachlässigkeiten beruhen, ist nebensächlich. Das Ergebnis ist jedenfalls fatal, da die Mehrzahl der Bevölkerung Meldungen der sogenannten Qualitätsmedien für wahr hält, insbesondere wenn diese mit echten oder gefälschten Bildern untermauert werden.

Wer diese Strategie kritisiert oder gar dagegen demonstriert, wird mit einem Vokabular beschimpft, das an überwundene oder existierende Diktaturen erinnert. Es steht die Deutungshoheit auf dem Spiel, und man läßt die Maske fallen. Die demokratischen Grundrechte wurden erst nach dem Demonstrationsverbot von Dresden wieder beschworen. Das ist der Gipfel der Heuchelei.

Dr. Jürgen Becker, Wittlich

 

Ausgelogen – nicht ausgewogen

Als ich nach dem Zweiten Weltkrieg das Redakteurshandwerk erlernte, wurde uns angehenden Journalisten eingebleut, daß bei der Berichterstattung über strittige Themen beide Seiten zu berücksichtigen seien und die Meinung des Redakteurs dabei keine Rolle spielen dürfe. Den Grundsatz der Ausgewogenheit – im Gerichtswesen des Altertums sowohl in Griechenland wie in Rom ein geheiligtes Prinzip, bekannt unter dem Satz „Audiatur et altera pars“ – zu verletzen sei eine journalistische Todsünde. Was heute in den Medien veröffentlicht wird, ist in den allermeisten Fällen aber nicht ausgewogen, sondern ausgelogen. Da ist der Weg zur Lügenpresse nicht mehr weit – weder sprachlich noch journalistisch.

Gert Ziegler, München

 

 

Zu: „Bürgerrechte auf der Kippe“ von Michael Paulwitz, JF 5/15

Grenzüberschreitung

Wenn unsere Kanzlerin in der Neujahrsansprache die Bürger auf ihren politischen Kurs festlegen möchte und vor der Teilnahme an Pegida-Demonstrationen warnt, dann hat sie damit eine Grenze überschritten. In einer pluralistisch und demokratisch konstituierten Gemeinschaft steht es der Regierung nicht an, unter Inanspruchnahme ihrer Reputation die politische Opposition in demagogischer Weise zu diskreditieren. Nach dieser Einschätzung von höchster Stelle ist diese politische Basisgruppierung zum Abschuß freigegeben.

Alle jetzt in diesem Fahrwasser von unseren konzertierten Medien zu hörenden Verunglimpfungen dieser Bewegung scheinen blanke Unkenntnis oder purer Opportunismus zu sein. Natürlich ist die Auseinandersetzung mit einer Opposition immer unbequem, zumal die Menschen, die jetzt dort demonstrieren, mehrheitlich keine rechtsradikalen Dumpfbacken sind, sondern Menschen mit einer lang angestauten Sorge über unseren innen- und außenpolitischen Kurs. Sie verdienen es also, ernst genommen zu werden.

Kritik und Häme sind hier einfach und ungefährlich zu äußern, zumal die breite mediale Akzeptanz durch die Deutungshoheit von höchster Stelle sichergestellt ist. Aber: Was unsere Gesellschaft, was jedes demokratisches Gemeinwesen dringend braucht, sind keine stromlinienförmigen Auftragsschreiber und Cartoonisten. „Sapere aude“ ist das Gebot, und dann seine Meinung, wenn es denn die eigene ist, auch laut zu sagen.

„Je suis Charlie“ ist jetzt in aller Munde. Doch wo bleibt die wirkliche Wahrnehmung? Während die sogenannte freie Welt jetzt in emphatischen Superlativen sich ihrer gemeinsamen Werte versichert, sterben täglich in Kamerun, in Nigeria und anderswo Tausende. Sie werden getötet, gefoltert, oder sie verhungern einfach und still. Zählen Menschenleben so verschieden?

Dr. med. Horst A. Hoffmann, Kiel

 

 

Zu: „AfD klärt Richtungsstreit / Ein Kurs der Vernunft“ von Dieter Stein, JF 5/15

Doppelt hält besser

Daß es für die AfD einen „Kurs der Vernunft“ bedeutet, mittelfristig auf einen alleinigen Parteivorsitzenden zu setzen, will mir nicht einleuchten. Bundesdeutsche Parteien konnten bislang mit Doppelspitzen durchaus Erfolge einfahren – ich denke an die vormalige Linken-Doppelspitze Lafontaine/Gysi, die eine Ausdehnung der Linkspartei in die alten Bundesländer erst ermöglicht hat. Aktuell stellt diese Partei bekanntlich ihren ersten Ministerpräsidenten. Auch die Grünen leiden mit ihrer traditionellen Doppelspitze nicht gerade an politischer Erfolglosigkeit, stellen ebenfalls einen Ministerpräsidenten und sitzen in vielen Landesregierungen.

Sollten diese langweiligen, verkrusteten, diskussionsmüden und diskursuntauglichen Merkel- und Seehofer-Parteien mit ihren Ein-Personen-Spitzen tatsächlich als Vorbild für eine junge und lebendige Partei wie die AfD herhalten?

Dr. Jürgen Ptucha, Gotha

 

Mit Rußland und Amerika

Wir haben es hier mit einem normalen Entwicklungsprozeß zu tun, der jeglichem Wachstum und Weiterleben immanent sind. Die Geschichte anderer Parteien, bis hin zur „größten aller Parteien“, der CDU, beweist dies täglich aufs neue. Wer so viel in so kurzer Zeit erreicht hat, wird immer nachbessern müssen. Insofern setze ich auf Intelligenz, Lebenserfahrung, Verantwortungsbewußtsein sowie die soziale Kompetenz unserer Führungskräfte von Lucke bis Gauland. Man könnte es mit Worten aus dem russischen Volksmund sagen: „Alles zu seiner Zeit“ und von mir aus auch mit Obama: „Yes, we can!“

Klaus Groß, Cottbus

 

 

Zu: „Pankraz, St. Charbonnier und der Paragraph 166“ & „Auf Politik wird verzichtet“ von Thorsten Hinz, JF 5/15

Grün ist die Hoffnung

Die JUNGE FREIHEIT ist auf dem besten Weg, zum Chronisten des kulturellen und intellektuellen Niedergangs dieses Landes zu werden, mit den messerscharfen Analysen von Thorsten Hinz und den inhaltsreichen, exzellenten Kolumnen eines Pankraz quasi als Begleitmusik.

Wahrscheinlich schon in der nächsten Generation könnte der Islam hierzulande zur beherrschenden Religionsgemeinschaft aufsteigen. Die von Politikern aller Couleur einschließlich der Kirchenvertreter so lautstark propagierte bunte Multikulti-Gesellschaft könnte dann sehr schnell zu einer vom Islam dominierten Monokultur mutieren mit der Farbe Grün als der einzig bevorzugten Farbe des Propheten.

Prof. Dr. Roland Bitsch, Gießen

 

 

Zu: „Auf Politik wird verzichtet“ von Thorsten Hinz, JF 5/15

Sie wird noch einige Jahre zucken

Die Bundesrepublik Deutschland hat ihre beste Zeit hinter sich. Sie wird noch einige Jahre zucken und sich dann selbst entsorgen. Als alter Mensch kann ich den jungen Leistungsträgern und Tüchtigen nur raten, sich hier nicht mehr länger schikanieren und ausbeuten zu lassen und sich nach dem Motto „Rette sich, wer kann“ so schnell wie möglich abzusetzen. An dieser Republik ist Hopfen und Malz verloren.

Dr. Klaus Uhrig, Heidelberg

 

 

Zu: „Ein Mann des Krieges mit Schreibtalent“ von Heinz-Joachim Müllenbrock, JF 5/15

Falsche Fragestellung

Entgegen einem zählebigen Vorurteil ist nicht die Frage von Bedeutung, ob „Hitler den Krieg ohne den hartnäckigen Widerstand Churchills gewonnen hätte“, sondern ob es ohne ihn, Churchill, diesen Krieg überhaupt gegeben hätte. Churchills unheilvolles Wirken hat wie im Ersten auch im Zweiten Weltkrieg nur dem eigenen Land geschadet. Hat Deutschland England bedroht? Warum ist die Sowjetunion geschont worden, auch nachdem sie sich mit Deutschland Polen brüderlich geteilt hatte?

Wenn man diesen und weiteren Fragen ihren Stellenwert gibt, anstatt sie überhaupt nicht zu stellen oder hinter unwichtigeren zu verstecken, kommt man zu der Einsicht, daß man den Trinker lieber seinen musischen Fähigkeiten überlassen hätte, als ihm verantwortliche Posten zu geben, die über Millionen von Menschenleben entschieden haben.

Hans-Bernd Seppi, Velbert

 

 

Zu: „Pimp die Predigt“ von Bernd Rademacher, JF 5/15

Erst die Fundamentarbeiten

Warum hat die JUNGE FREIHEIT steigende Leserzahlen, während große Zeitungen immer weniger gelesen werden? Ich denke, es liegt am Wahrheitsgehalt! So ist es auch bei den Kirchen: Die großen Landeskirchen sind leer, die kleinen freien Gemeinden haben Zulauf. Die Predigten brauchen vor allem ein Fundament: die Bibel. Dann vermitteln die Predigten einen echten, unverrückbaren Standpunkt, nämlich Jesus Christus (1. Korinther 3,11). Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben (Johannes 14,6), und die Versammlung Gottes (Kirche) soll der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit sein (1. Timotheus 3,15). Wir brauchen Prediger im Stil von Martin Luther, die die Bibel kennen und kein Blatt vor den Mund nehmen, wenn es um Gottes Wahrheiten geht. Ohne solche Maßstäbe fehlt ihr der Standpunkt, und sie weht wie eine Fahne im Wind mit dem Zeitgeist, der sie zunehmend überflüssig macht. Aus biblischer Perspektive ist ein „Lust auf Glauben machen“ durch einen „Preacher Slam“ allerdings kritisch zu betrachten, da insbesondere Prediger mit würdigem Ernst und unverfälscht reden sollen (Titus 2,7).

Julian Wäsche, Göttingen

 

 

Zu: „Politischer Treibhauseffekt“ von Paul Rosen, JF 4/15

Unterwerfung abgeschlossen

Das Bild zum Artikel ist entlarvend. Zwei in einem totalitären Regime sozialisierte Politiker samt eines koranrelevanten roten Erzengels flankieren einen Taqiyya-erfahrenen Muslim-Repräsentanten, daneben etliche orientalische Gesichter, Kopftuchfrauen und Imame, einer am Rednerpult mit erkennbar orientalischer Physiognomie, und diverse Mitläufer vor dem Brandenburger Tor. Und das wegen eines unsäglichen Ereignisses im Nachbarland, das natürlich nichts mit einer Weltreligion zu tun hat. Zufälligerweise veröffentlicht zeitgleich ein französischer Autor ein Buch namens „Soumission“ – Unterwerfung. Welch ein Zufall! Nach der Beschreibung von Rainer Glagow eines Albtraums 2071 in „Allahs Weltordnung“ sehen wir die Anfänge früher als erwartet. Die deutsche Führung glaubt nicht nur an die Vorsehung à la Fukushima, sondern ist ihrer Zeit auch weit voraus. Quelle fortune!

Dr. Werner Odenthal, Viersen

 

Biedermänner und Brandstifter

Es ist sehr erstaunlich, daß in der gegenwärtigen Diskussion über die islamische Infiltration und ihre sichtbaren Folgen mit keinem Wort auf die schon im Jahre 1958 aufgeführte Tragikomödie von Max Frisch „Biedermann und die Brandstifter“ hingewiesen wird. Sie nimmt in beinahe prophetischer Weise die Entwicklung zu den heutigen Zuständen und dem irrationalen Verhalten unserer Politiker vorweg, auch wenn sie damals die Gefahr in der kommunistischen Unterwanderung sah. Diese hat sich ja in weitem Maße bestätigt, die islamistische ist dazugekommen.

Gerhard Bomba, Kirchlinteln

 

 

Zu: „Eine Stadt findet ihren Rhythmus“ von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 4/15

Die echte Instrumentalisierung

Dadurch, daß die Ereignisse von Paris die Pegida-Bewegung bestätigen, werden sie von ihr noch keineswegs politisch „instrumentalisiert“. Kommerzielle Instrumentalisierung betreiben allerdings die Verantwortlichen der Dreckschleuder Charlie Hebdo selbst, die über die Leichen ihrer Mitarbeiter geschäftstüchtig ihre Auflage mehr als verhundertfachen.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: „Zweifel an der Neutralität“ von Ronald Gläser, JF 3/15

Synchrone Demonstrationen

Nicht die Pegida, sondern Bundesjustizminister Maas (SPD) ist eine Schande für Deutschland! Ausgerechnet dieser diffamiert dieses demokratische Grundrecht, bezeichnet es als eine „Schande“ und „widerlich“. Damit ermuntert er all jene, die das Demonstrationsrecht beugen wollen, etwa durch Sitzblockaden. Dabei wäre eine kleine Nachhilfe aus dem Versammlungsrecht angebracht, § 2 Abs. 2: „Bei öffentlichen Versammlungen hat jedermann Störungen zu unterlassen, die bezwecken, die ordnungsgemäße Durchführung zu behindern.“ Oder § 21: „Wer in der Absicht, nicht verbotene Versammlungen oder Aufzüge zu verhindern (...) Gewalttätigkeiten vornimmt oder androht oder grobe Störungen verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft.“

Nach meinem Rechtsverständnis ist bereits die Gegendemonstration an sich, wenn diese zum gleichen Zeitpunkt und am gleichen Ort wie die Primärdemonstration erfolgt, eine solche Störung in der Absicht, die eigentliche Demonstration zu verhindern. Wie die bisherige Praxis zeigt, dienen Gegendemonstrationen in erster Linie dazu, das Recht des politischen Gegners auf freie Meinungsäußerung zu unterbinden, indem dessen Demonstrationszug behindert oder zum Abbruch gezwungen wird und dessen Demonstranten niedergebrüllt werden. Auch wird hier die permanente Gefahr der Gewaltausübung durch fanatisierte Anhänger beider Demonstrationszüge befördert, mindestens jedoch durch die allgegenwärtigen Antifa-Schläger.

Das Demonstrationsrecht sollte daher so geändert werden, daß Gegendemonstrationen grundsätzlich nicht am gleichen Ort und zur selben Zeit stattfinden dürfen. Auch würde die sonst häufig als Prellbock zwischen den feindlichen Gruppen mißbrauchte Polizei hierdurch entlastet.

Hans Wolfgang Schumacher, Düsseldorf

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