© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/15 / 30. Januar 2015

Umwelt
Kostenfalle E10-Sprit
Jörg Fischer

Vor 85 Jahren trat die Bezugsverordnung von Spiritus zu Treibstoffzwecken in Kraft. Danach mußten im Deutschen Reich dem Benzin zehn Prozent Agraralkohol beigemischt werden. Äthanol aus heimischen Agrarrohstoffen sollte wegen der Weltwirtschaftskrise teure Erdölimporte ersetzen. Vor vier Jahren wiederholte sich die Geschichte – allerdings hieß der Spiritus nun denglisch „Bioethanol“ und aus Monopolin wurde „Super E10“. Daß das Projekt ein Konjunkturprogramm für Energiepflanzen anbauende Landwirte ist, verriet in den USA schon der Name des Gesetzes: „Farm Bill“.

In Deutschland waren die Lobbyisten nicht so ehrlich, hier mußte der „Klimaschutz“ herhalten – und wie 1930 die Weltpolitik: „Die Einführung von Biokraftstoffen dient dazu, unsere Abhängigkeit vom Öl zu reduzieren“, verteidigte der damalige Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) die Zwangsbeimischung. „Die Bundesregierung hat deshalb mit Zustimmung der rot-grünen Opposition und aller Bundesländer die Einführung von E10 ermöglicht.“

Biosprit ist nicht nur für die Natur, sondern auch fürs Portemonnaie ein Verlustgeschäft.

Doch anders als bei „alternativlosen“ Entscheidungen wie der Einführung und Rettung des Euro ≠ kann das Volk beim E10 selbst abstimmen: Nur 15 Prozent tanken den von Umweltschützern heftig kritisierten Biosprit (JF 50/13), obwohl mehr als 90 Prozent der Motoren E10 theoretisch vertragen. Aber inzwischen ist selbst das vermeintliche Sparargument entfallen: Kostete bislang ein Liter E10 vier Cent weniger als Super 95, so sind es jetzt nur noch zwei Cent Unterschied. Der Weltmarktpreis für Rohbenzin hat sich halbiert, Äthanol ist anderthalb mal so teuer. Und da Ottomotoren wegen des geringeren Energiegehalts von E10 mehr verbrauchen, ist nun endgültig klar: Der Biosprit ist nicht nur für Mensch und Natur, sondern auch fürs eigene Portemonnaie ein klares Verlustgeschäft.

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