© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/15 / 30. Januar 2015

Aufgeschnappt
Fehlende Häuslichkeit
Matthias Bäkermann

Das Urteil der Richter am Hamburger Verwaltungsgericht dürfte die Anwohner zufriedenstellen: Ihr „besonders geschütztes Wohngebiet“ könne sich auf einen „Gebietserhaltungsanspruch berufen“. Bei der „Unterbringung von Wohnungslosen und Flüchtlingen handele es sich zudem nicht um Wohnnutzung im engeren Sinne“, weil es „an der auf Dauer angelegten Häuslichkeit“ fehle. Damit ist der Umbau des leerstehenden Kreiswehrersatzamtes in ein Heim für 220 Asylbewerber an der schnieken Sophienterrasse im feinen Hamburger Stadtteil Harvestehude fürs erste vom Tisch. Anfang 2014 laut werdende Pläne des zuständigen Bezirksamtes Eimsbüttel verzögerten einige Anwohner des Villenviertels umgehend und ganz diskret auf dem Klageweg, zuletzt durch den vor einer Woche stattgegebenen Eilantrag.

Vor allem die Kritik der Grünen fiel überraschend verhalten aus. Mit „bitter für die gesamte Stadt“ und „schlechtes Signal“ zitierte die Hamburg-Ausgabe der Welt am 23. Januar deren Spitzenkandidaten für die Bürgerschaft, Katharina Fegebank und Jens Kerstan. Vielleicht wollen sie in Harvestehude auch nicht zuviel Staub aufwirbeln. Immerhin gab es im zuständigen Wahlbezirk zuletzt zwischen 20 und 36 Prozent Grünen-Wähler.

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