© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/15 / 23. Januar 2015

Meldungen

Kieler Weltinnenpolitik: Frieden durch Recht

KIEL. Seit einhundert Jahren, so schließt der Völkerrechtler Andreas von Arnauld seinen Rückblick auf die Geschichte des 1914 gegründeten Kieler Instituts für Internationales Recht, sei es die gemeinsame Überzeugung seiner Mitglieder gewesen, daß „Frieden durch Recht“ möglich sei (Christiana Albertina, 79/2014). Das ist offenbar eine der Jubiläumslaune entsprungene Glättung der Institutsgeschichte, die von Arnaulds Rückblick zumindest für die Zeit bis 1945 selbst konterkariert. Denn weder der Gründer Theodor Niemeyer, der den deutschen Einmarsch in Belgien als „Notrecht“ verteidigte, noch gar der Nationalsozialist Paul Ritterbusch (Direktor von 1936 bis 1941), und nicht einmal der (seit 1995) Namensgeber des heutigen Instituts, der Kritiker der „Versailler Unrechtsordnung“, Walther Schücking (1926–1935), können vorbehaltslos für die „Peace through Law“-Parole vereinnahmt werden, unter der man im Herbst 2014 zu einer als Internationale Konferenz organisierten Geburtstagsfeier einlud. Denn erst seit dem Direktorat Jost Delbrücks (1976–2001) arbeiten die Völkerrechtler des anglisierten Kieler Instituts mit ihrem in Deutschland „in singulärer Breite“ vertretenen Lehrangebot kräftig mit an der Entstaatlichung transnationaler Rechtsbeziehungen und an Strukturen der „Weltinnenpolitik“. (wm)

www.wachholtz-verlag.de

 

Keine Erschütterung des Status quo nach 1989

BERLIN. Mit Behagen stellt der Sozialhistoriker Jürgen Kocka, neben Hans-Ulrich Wehler einer der bekanntesten Exponenten der 68er-Ideologie in seinem Fach, fest, daß nach dem Mauerfall weitgehend alles beim alten geblieben sei (WZB-Mitteilungen, 146/2014). Denn anders als 1789 oder 1917 brachte die Umwälzung zwischen 1989 und 1991 nicht die „Vision einer zivilisatorischen Neugestaltung“ und keinen neuen „Wirklichkeitsentwurf“ hervor. Es ging nur um die Durchsetzung bereits vorher formulierter Grundsätze in einem Teil der Welt, „der sich ihnen bis dahin versperrt hatte“. Ebensowenig wie in der Politik sei folglich der Status quo in der Geschichtswissenschaft ins Wanken geraten, wo es nicht zu „neuen Paradigmen und neuem Konsens“ gekommen sei. (gb)

www.wzb.eu/de

 

Erste Sätze

Es ist unangenehm, ernsthafte Bücher über den Vorderen Orient zu lesen.

Margret Boveri: Vom Minarett zum Bohrturm. Eine politische Biographie Vorderasiens, Zürich/Leipzig/Berlin 1938

 

Historisches Kalenderblatt

24. Januar 1915: Der sozialistische Politiker Benito Mussolini, Wortführer der interventionistischen Linken in Italien, fordert auf einem Kongreß von 46 revolutionären Gruppen in Mailand den Kriegseintritt des Landes an der Seite der Entente-Mächte.

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