© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/15 / 23. Januar 2015

„Ein bleibendes und würdiges Zeichen“
Deutsche Einheit: In Frankfurt am Main lehnen CDU, Grüne und Linkspartei die Errichtung einer Gedenkstele zur Erinnerung an die Wiedervereinigung ab
Claus-M. Wolfschlag

In Frankfurt am Main wird am 3. Oktober die zentrale Festveranstaltung zu 25 Jahren Deutsche Einheit stattfinden. Mit großen Worten künden die verantwortlichen Politiker das Jubiläum an. Doch es scheint ein Fest der Beliebigkeit zu werden, denn die schwarz-grüne Koalition im Stadtparlament positionierte sich nun gegen ein nachhaltiges Gedenken.

Auch Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) erklärte die Deutsche Einheit schon zu einem Thema der Vergangenheit, indem er die Parole ausgab: „Deutsche Einheit im Rückspiegel, europäische Einheit im Visier“. Frankfurt solle sich den Besuchern „als eine faszinierende internationale Metropole präsentieren, in der sich schon seit Jahrhunderten ganz unterschiedliche Kulturen gegenseitig befruchten“. Die 16 Bundesländer werden sich präsentieren, in der Innenstadt werden allerlei Bühnen und Buden aufgebaut. Konzerte, Filme, Tanz- und Theateraufführungen werden das Programm abrunden. Wolfgang Thierse soll in der Paulskirche eine Festrede halten.

Um das 3,5 Millionen Euro teure Fest nicht in „multikulturelle“ Beliebigkeit abgleiten zu lassen und ein nachhaltiges Ergebnis zu erzielen, hat die Fraktion der Freien Wähler im Frankfurter Römer einen Antrag gestellt, pünktlich zur Einheitsfeier in der Nähe der Paulskirche eine Gedenkstele zu errichten, die „an die Ereignisse des Mauerfalls und der deutschen Wiedervereinigung vor rund 25 Jahren erinnern“ solle. Parallel zum derzeit entstehenden Freiheits- und Einheitsdenkmal in Berlin solle auf diese Weise ein wichtiger künstlerischer Zusatz mit bleibendem Wert für das Frankfurter Stadtbild erhalten bleiben. Eine kleine und finanziell überschaubare Gedenkstele solle „ein bleibendes und würdiges Zeichen“ sein, erläuterte der FW-Stadtverordnete Patrick Schenk den Antrag.

Der fand jedoch ausgerechnet bei den Christdemokraten keine Freunde. Der CDU-Stadtverordnete Thomas Dürbeck nannte das Ansinnen der Freien Wähler einen „Kleinmeisterantrag“. Er verwies darauf, daß es ja schon ein Einheitsdenkmal von 1903 gäbe, somit ein gesondertes Gedenken an 1989/90 gar nicht nötig sei.

Freie Wähler sprechen von „feiger Ausrede“

Schenk konterte, das Einheitsdenkmal auf dem Paulsplatz von 1903 erinnere nicht an den Schlußpunkt der friedlichen Revolution von 1989/1990, nämlich die Deutsche Einheit, sondern an die Einheitsbestrebungen des deutschen Volkes vor der Gründung des wilhelminischen Kaiserreiches.

Schließlich wurde der Antrag von der CDU gemeinsam mit den Grünen und der Linkspartei abgelehnt. SPD und FDP votierten immerhin für dessen Prüfung. Die CDU begründete ihre Ablehnung damit, daß die Paulskirche als Symbol der deutschen Demokratie ausreiche. „Tatsächlich war das lediglich eine feige Ausrede, um einer eventuellen Meinungsverschiedenheit mit ihrem grünen Koalitionspartner aus dem Weg zu gehen“, äußerten dazu empört die Freien Wähler.

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