© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/15 / 23. Januar 2015

Gnadenlos abgerechnet
Provisionen: Das Landgericht Düsseldorf hat den Kunstberater Helge Achenbach zu 19 Millionen Schadenersatz verurteilt
Richard Stoltz

Harter Schlag für den „Kunstberater“ Helge Achenbach: Im Prozeß gegen ihn wegen Kundenbetrugs vor dem Düsseldorfer Landgericht ist jetzt das Urteil gesprochen worden. Neunzehn Millionen Euro Schadenersatz soll der seit Monaten in Haft sitzende Angeklagte an die Familie Albrecht, Herrin über den Lebensmittel-Konzern Aldi, zahlen.

Achenbach hatte für den 2012 verstorbenen Aldi-Nord-Erben Berthold Albrecht moderne Gemälde und wertvolle Auto-Oldtimer gekauft und dabei ungewöhnlich hohe Provisionen abgerechnet. Das sei „schwerer Betrug“ gewesen, urteilte das Gericht. Wieso aber Betrug? Zwischen Albrecht, einem erklärten Liebhaber moderner Kunst, und Achenbach bestand ein enges Vertrauensverhältnis. Nichts war bei den Kaufvermittlungen vertraglich geregelt, alles passierte off the record, und der Käufer Albrecht hat sich nie über die Höhe der Abrechnungen beschwert, welche Summen Achenbach auch eintrug. Erst seiner Ehefrau Babette fielen die „überhöhten, betrügerischen“ Provisionssummen auf, als sie nach Bertholds Tod mit den erworbenen Stücken zu spekulieren begann und ihr dabei der aktuelle Schrottwert vieler der Achenbach-Erwerbe auffiel. So zog sie vor Gericht.

Die Causa Aldi/Achenbach scheint aber eher ein Fall für den Kunstbetrieb als für die Justiz zu sein. Die moderne Kunst ist längst kein Gegenstand für Liebhaber mehr, nur noch einer für ökonomisch orientierte Spekulanten. Und bei denen wird penibelst kalkuliert und gnadenlos abgerechnet. Achenbach hat das natürlich gewußt und danach gehandelt. Das Mitleid mit ihm hält sich in engen Grenzen.

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