© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/15 / 23. Januar 2015

Grüße aus Bozen
Ambitioniert für ein Tirol
Hans Gernheim

Manchmal geht auch in ganz Tirol ein neuer Stern auf. Seit Oktober 2014 existiert ein neues Nachrichtenportal, das unabhängig von den alles beherrschenden Medienkonzernen in Nord- und Südtirol Informationen aus dem gesamten Tiroler Raum von Kufstein bis Salurn anbietet.

Nord-, Süd- und Osttirol werden hier bei allen Berichten und Informationskanälen gleich behandelt. Das Ergebnis: So wird zumindest virtuell die Tiroler Einheit bei Wetter, Sportnachrichten und aktuellen Berichten wiederhergestellt.

Das ambitionierte Projekt mit dem programmatischen Namen „unsertirol24“ betreibt eine Genossenschaft, die sich das Ziel gesetzt hat, die Tiroler aus allen Landesteilen mit modernen Mitteln wieder in eine Kommunikationsgemeinschaft einzubinden.

Auch linksalternative Journalisten beginnen die Feder zu spitzen und berichten abfällig.

Nach bald 100 Jahren der erzwungenen Trennung Südtirols von Nord- und Osttirol und einer Medienlandschaft, die einseitig auf die jeweiligen Landesteile fixiert ist, ein höchst notwendiges Ansinnen, das auch aus einer europäischen Perspektive nur positiv bewertet werden kann. Insofern bleibt zu hoffen, daß hier eine Plattform für jene geistig-kulturelle Landeseinheit entsteht, von der die Sonntagsreden der Politiker in Innsbruck und Bozen zwar überquellen, die aber bis auf eine inhalts- und konturlose „Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino“ bisher nichts Konkretes zu Wege gebracht hat.

Steigende Zugriffszahlen auf das Nachrichtenportal und mittlerweile auch Zitierfähigkeit in den etablierten Medien lassen das Projekt erfolgversprechend erscheinen.

Allerdings blieb der Erfolg nicht lange unerkannt. Die Antifa Merano, eine sektiererische Kleingruppe aus Südtirols zweitgrößter Stadt, warnte in vorauseilender Hysterie vor „rechter Meinungsmache“. Als Beleg dafür verweisen die selbsternannten Gesinnungswächter aus Meran darauf, daß die Betreiber des Portals zum Teil dem Südtiroler Schützenbund angehören. Daß sich dieser so vehement wie kein anderer Verband gegen faschistische Relikte in Südtirol ausspricht, ist den linken Sektierern hingegen keine Zeile wert.

Auch linksalternative Journaliste begannen die Feder zu spitzen und berichteten abfällig über das „tirolpatriotische“ Projekt. Allerdings scheinen die Angriffe das Gegenteil zu erreichen: selbst im Netzportal salto.bz, das den Grünalternativen nahesteht, machen sich die Nutzer über die spießigen Vorwürfe lustig.

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