© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/15 / 16. Januar 2015

Knapp daneben
Kriminelle Energie der Deutschen
Karl Heinzen

Die Statistik weist in Deutschland knapp 150.000 Wohnungseinbrüche pro Jahr aus. Da Europa auch hier zusammenwächst, ist die Tendenz steigend. Mehr und mehr Fachkräfte dieses Metiers brechen aus beinahe allen Himmelsrichtungen zu uns auf, um mit kleinen Start-ups die Chancen des deutschen Marktes zu nutzen. Die Staatsförderung, die sie dabei erhalten, läßt sich auf 84 Prozent beziffern. So hoch ist die Quote der Fälle, in denen die polizeilichen Ermittlungen erfolglos bleiben.

Die Zahl der Täter ist aber verschwindend klein, wenn man sie mit den Heerscharen von Bürgern vergleicht, die sich ähnliche Delikte zuschulden kommen lassen. Einer Umfrage des Online-Reiseportals Travel24 zufolge muß man davon ausgehen, daß in den vergangenen zwei Jahren etwa 4,5 Millionen Deutsche Hotels bestohlen haben, in denen sie übernachteten. Am häufigsten ließen sie Hygieneartikel aus dem Bad in ihren Koffern verschwinden.

Je mehr Sterne das Hotel hat, desto größer ist das Diebstahlrisiko, weil es einfach mehr zu klauen gibt.

Besonders beliebt waren aber auch Schreibutensilien, Flaschenöffner, Gläser, Handtücher oder Bademäntel. Manche Ganovengäste schreckten nicht einmal davor zurück, Föne, Möbel oder gar Fernseher mitgehen zu lassen. Aus Furcht, Kunden zu verlieren, drücken die Hotels zumeist beide Augen zu. Anzeigen sind die Ausnahme.

Je mehr Sterne das Hotel hat, desto größer ist das Diebstahlrisiko, weil es einfach mehr zu klauen gibt. Die Kriminalitätsneigung der Gäste scheint aber weniger von ihrem Vermögen als von ihrem Bildungsniveau abzuhängen. Über die Hälfte der Hoteldiebe hat die Hochschulreife. Geringqualifizierte hingegen sind eher von Skrupeln geplagt.

Da es sich um ein Massenphänomen Wohlsituierter handelt, sind die üblichen Erklärungsmuster für kriminelles Verhalten fehl am Platz. Man muß vielmehr davon ausgehen, daß die Deutschen ethnisch oder kulturell dafür disponiert sind, alles zu klauen, was sie in die Hände bekommen, sofern sie keine Strafe fürchten müssen. Ausländische Hoteliers sollten daher den Mut aufbringen, gegen die EU aufzubegehren: Für deutsche Diebstahltouristen darf es keine Freizügigkeit geben. war einer dieser Sommer, den jeder genossen hat.“

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