© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/15 / 16. Januar 2015

Meldungen

Frauen im IS: Kampf für kollektive Identität

FRANKFURT/MAIN. Warum kämpfen auch Frauen für den „Islamischen Staat“, obwohl das nahöstliche Kalifat des Schreckens eine maximal frauenfeindliche Ideologie propagiert? Die Politologin Nimmi Gowrinathan glaubt die Antwort durch einen Vergleich mit den von ihr 2005 befragten Frauen gefunden zu haben, die sich auf Sri Lanka den „Tamil Tigers“ anschlossen (Welt-Sichten, 10/2014). Auch diese tamilischen Terroristen kämpften für einen unabhängigen Staat und pflegten ein extrem patriarchalisches Frauenbild. In einem Tamilenstaat hätten Mitstreiterinnen daher genauso mit ihrer Entrechtung zu rechnen wie die IS-Frauen im Kalifat. Trotzdem griffen sie zur Waffe, weil sie sich vorrangig zunächst nicht als Frauen, sondern als Angehörige einer Minderheit unterdrückt fühlen. In Sri Lanka wie in Syrien und im Irak gehe es Frauen daher um die Verteidigung ihrer kollektiven Identität, die ihnen wichtiger sei als die Emanzipation von hergebrachten „Geschlechterrollen“. (dg)

www.welt-sichten.org

 

Wie die Ich-Kultur mit ihren Toten umgeht

BONN. Die der „westlichen Kultur“ eigene Individualisierung aller Lebensformen macht auch vor dem Tod nicht halt. Es lasse sich, wie Diana zu Hohenlohe berichtet (Zeitschrift für medizinische Ethik, 4/2014), im Bestattungswesen ein rasanter Wandel hin zur Individualisierung und Pluralisierung der Wünsche in bezug auf den Umgang mit Verstorbenen registrieren, auch wenn die private Unterbringung der Urne (noch) verboten ist. Darum nehme generell die Bedeutung von christlichen Friedhöfen, die über Jahrhunderte Ruhestätten für die Körper der Toten gewesen seien, als Orten der Trauer und des Totengedenkens ab. Die Bestattung, die den Leichnam zu einer öffentlichen Figur gemacht habe, verliere folglich ihren Status als gesellschaftliches Ereignis und gerate zur „privaten Angelegenheit“. Sie finde sogar, obwohl sie früher zu den Höhepunkten religiösen Lebens zählte, in fortschreitendem Maße unter Ausschluß der institutionalisierten Religion und immer häufiger selbst ohne religiöse Zeremonie statt. (ob)

www.zfme.de

 

Erste Sätze

Die Politik Preußens in der Epoche des Friedens von Basel pflegt von der Nachwelt nicht mit Wohlwollen beurteilt zu werden.

Max Lenz: Geschichte der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, Bd. I, Halle 1910

 

Historisches Kalenderblatt

20. Januar 1990: In Leipzig schließen sich zwölf Oppositionsgruppen zur konservativen Deutschen Sozialen Union (DSU) zusammen. Erster Vorsitzender ist der Pfarrer Hans-Wilhelm Ebeling. Der Start der DSU wird von der bayerischen CSU unterstützt.

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