© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/15 / 16. Januar 2015

Kultur der Begünstigung: Kirchen und Korruption in Südafrika
Götzendienst der Konsumorientierung
(wm)

In Südafrika dominieren seit dem Ende der Apartheid 1994 die evangelikal-pfingstkirchlichen „Wohlstands-Kirchen“, die Reichtum als Zeichen göttlichen Segens ansehen und mit ihrer Predigt den Zuspruch der neuen schwarzen Mittelklasse finden. In einem Land, in dem unter langjähriger Führung des African National Congress (ANC) die Korruption in den vergangenen zwanzig Jahren ein „systemisches Ausmaß“ angenommen habe (im Ranking korrupter Staaten auf Platz 67 abgerutscht), gerate eine hauptsächlich auf materiellen Wohlstand fixierte, dem Prinzip „Bete und werde reich“ verfechtende Religion aber in den Verdacht, die staatlich organisierte Bestechung, Vetternwirtschaft und Veruntreuung theologisch zu legitimieren, wie der in Johannisburg und Pretoria Sozialethik lehrende Jesuit Anthony Egan annimmt (Concilium. Internationale Zeitschrift für Theologie, 4/2014). Obwohl man sich intern inzwischen vom „Götzendienst der Konsumorientierung“ distanziere, sei doch nicht zu verkennen, daß die weiterhin positive Haltung zum Wohlstand den politischen Konformismus der Evangelikalen gegenüber der „Kultur der Begünstigung“ des ANC fördere. Deshalb seien die Pfingstkirchen weit davon entfernt, eine kritische Position gegenüber dem korrupten Establishment einzunehmen, dem sie eine „spirituelle Heimat“ bieten.

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