© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/15 / 16. Januar 2015

Heiko Maas offenbart sich mit seinen Reaktionen auf Pegida und Paris als nicht ministrabel
Mittel- Maas
Christian Schreiber

Dem Amt des Justizministers sagt man gewöhnlich nicht nach, daß es besonders öffentlichkeitswirksam sei. SPD-Mann Heiko Maas hat es in den vergangenen Tagen dennoch bis auf die Titelseite vieler Zeitungen gebracht. Der 48jährige nannte die Bürgerbewegung Pegida „eine Schande für Deutschland“ und befürwortete gar Sitzblockaden von Gegendemonstranten, „um die Aufmärsche von Extremisten und Menschenfeinden“ zu stoppen. So deutlich hat sich vor ihm noch kein Justizminister gegen geltendes Recht gestellt.

Immerhin dürfte der Bekanntheitsgrad des unscheinbaren Saarländers erheblich gestiegen sein. Kritiker in den eigenen Reihen haben ihm stets mangelnden Biß vorgeworfen, der kleine, drahtige Hobby-Triathlet, geboren 1966 in Saarlouis, neigte zu Hause nie zu lauten Tönen. Als „Mittel-Maas“ hat ihn der ehemalige CDU-Ministerpräsident Peter Müller einmal verspottet, „der Heiko“ galt als einer, der nie eine Wahl gewinnen würde.

Maas’ politische Karriere begann als Landeschef der Saar-Jusos, auf deren linkem Flügel er sich positionierte. Schnell wurde der stets unterkühlt wirkende Jurist Staatssekretär, schließlich Umweltminister. Als sein Förderer und Mentor Oskar Lafontaine Anfang 1999 den Bettel hinwarf und sein blasser Statthalter Reinhard Klimmt die Landtagswahl gegen Müller verlor, war Maas’ Stunde gekommen. „Es war ja sonst niemand mehr da“, höhnte Lafontaine später. Als Oppositionsführer gab Maas eine schwache Figur ab, verlor 2004 und 2009 krachend gegen den populären Müller und halbierte die SPD auf 24 Prozent. Dennoch wollte er unter Einbindung Lafontaines ein rot-rot-grünes Bündnis schmieden, doch schließlich entschieden sich die Grünen für eine Jamaika-Koalition mit CDU und FDP. Maas, in dessen Umfeld erzählt wurde, er habe sich bereits Maßanzüge für die Staatskanzlei schneidern lassen, fiel in ein tiefes Loch.

Doch im Winter 2012 schien er kurz vor dem Ziel. Als Müller sich nach Karlsruhe verabschiedete und die Jamaika-Koalition bereits mächtig wackelte, entschied sich Maas zur Kampfkandidatur gegen die CDU-Kandidatin Annegret Kramp-Karrenbauer. Siegesgewiß schlenderte er an jenem Tag durch die Flure des Landtags in Saarbrücken, und in der Tat erhielt er im ersten Wahlgang genauso viele Stimmen wie die CDU-Frau. Doch der große Traum platzte im zweiten Wahlgang. Die Grünen waren doch nicht umgekippt. Die anschließende Landtagswahl nach dem Ende von Jamaika endete zwar mit leichten Zuwächsen für die SPD, doch obwohl eine knappe rot-rot-grüne Mehrheit vorhanden war, ging Maas als Wirtschaftsminister und Juniorpartner in die Große Koalition. Der Ruf nach Berlin, der ihn schließlich im Herbst 2013 ereilte, muß daher wie eine Erlösung gewesen sein. Einen vierten Anlauf hätten ihm selbst die geduldigen Saar-Genossen nicht mehr zugestanden.

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