© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/15 / 16. Januar 2015

Aufgeschnappt
Völlig durchgequotet
Matthias Bäkermann

Wenn 2020 alle Ziele erfüllt sind, dürfte beim britischen TV-Sender Channel 4 das Shangri La der Antidiskriminierung nicht mehr fern sein. Der am Montag vorgestellte „360° Diversity Charter“ will zukünftig die gesellschaftliche Vielfalt im eigenen Unternehmen ganz exakt umsetzen. Dazu hat der nach Einschaltquoten viertgrößte Fernsehsender in Großbritannien nun Quoten für alle Bereiche eingeführt.

So dürfte die Realisierung der 50-Prozent-Frauenquote in fünf Jahren im Bereich des Möglichen liegen, denn derzeit sind in der Belegschaft bereits 54 Prozent Frauen, in der Führung 46 Prozent. Auch die Steigerung der ethnischen Minderheitenquote von 15 auf 20 Prozent dürfte im Königreich von 2020 kein unlösbares Problem darstellen. Schwieriger könnte es werden, die angestrebte Quote in der Belegschaft bei Behinderten und „LGBT“-Mitarbeitern (Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle) zu erreichen, die derzeit mit 1,9 Prozent bzw. 2,4 Prozent deutlich unter den angestrebten 6 Prozent für 2020 liegen. Was sich bei der Führungsebene des Senders leicht durch gezielte Beförderungen steuern läßt, kann in der Belegschaft erst durch Einstellungsgespräche mit neu justierten Anforderungsprofilen ausbalanciert werden.

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