© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/15 / 09. Januar 2015

DVD: Kreuzer Emden
Zum Mythos geworden
Werner Olles

Kaum eine andere Erzählung aus dem Ersten Weltkrieg übte in der Nachkriegszeit eine solche Faszination aus wie die Geschichte des Kreuzers „Emden“. Zu dieser Popularität trug auch das Kino bei; gleich drei abendfüllende Spielfilme widmeten sich zwischen 1926 und 1934 der „Emden“. Unter der Regie von Louis Ralph entstanden neben dem Stummfilm „Unsere Emden“ (1926) die Tonfilme „Kreuzer Emden“ (1932) und „Heldentum und Todeskampf unserer Emden“ (1934). Alle drei Filme schilderten die Ereignisse zwischen August und November 1914 und endeten mit der Versenkung der „Emden“ durch den australischen Kreuzer „Sydney“.

Der technisch aufwendigste dieser drei Filme ist „Unsere Emden“. Der Film, dessen Drehbuch auf den militärhistorischen Veröffentlichungen des Admiralsstabs basiert, galt auch als „Anti-Potemkin“, denn seit April 1926 lief Sergej Eisensteins Revolutionsfilm „Panzerkreuzer Potemkin“ über den Matrosenaufstand von 1905 in den Kinos. Wie dieser ließ sich auch „Unsere Emden“ als Gleichnis verstehen, allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Tatsächlich war die „Emden“ selbst in der australischen Erinnerungskultur längst zu einem Mythos geworden.

Zu Beginn des Krieges in Tsingtau stationiert, einem deutschen Pachtgebiet in China, brach die „Emden“ zu einer Angriffsexpedition im Indischen Ozean und an der Penang-Straße auf. Nachdem 23 russische und britische Schiffe erfolgreich angegriffen wurden, ging die „Emden“ im November 1914 auf den Kokos-Inseln, wo sie eine Funkstation zerstören sollte, ihrem Ende entgegen. Der australische Kreuzer „Sydney“ nutzte seine überlegene Feuerkraft und Geschwindigkeit und setzte die Emden auf Grund. Der Kampf kostete drei australische und 134 deutsche Marinesoldaten das Leben. Die überlebenden Besatzungsmitglieder gerieten in Gefangenschaft, während sich der Landungszug unter Kapitänleutnant Hellmuth von Mücke auf eine abenteuerliche Rückreise machte, die im Mai 1915 in Konstantinopel endete.

Die Edition des Filmmuseums Potsdam enthält neben den drei deutschen Filmen die australischen Streifen „The Exploits of the Emden“ (1928) und „Sea Raider“ (1931) sowie ein umfangreiches Beiheft.

DVD: Kreuzer Emden. Arte Edition/ Absolut Medien 2014, Laufzeit etwa 181 Minuten

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