© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/15 / 09. Januar 2015

Zitate

„Die Rolle, die Europa in der Weltgeschichte gespielt hat, neigt sich dem Ende zu. Europa hat sich schon vor einiger Zeit von der Bühne zu verabschieden begonnen. Es steht nicht mehr im Mittelpunkt. Geschichte wird heute woanders gemacht und geschrieben. (...) Die Zeit großer Hegelscher Theorien über den rationalen Geist der Geschichte, der sich im Nationalstaat, im Sozialismus, im Kapitalismus oder in der liberalen Demokratie verkörpert – diese Zeit ist vorbei.“

Pankaj Mishra, indischer Romancier und Essayist, in der „Weltwoche“ vom 1. Januar 2015

 

 

„Seit den 1940er Jahren hat Deutschland nicht mehr eine so wichtige Rolle in der Weltpolitik gespielt. (...) Es hält in Europa die Balance zwischen Nord und Süd und Ost und West, was ihm eine Position in der europäischen Ordnung verleiht, die kein anderes Land anstreben kann. Die Deutschen haben diese Position erreicht – ohne Nuklearwaffen, ohne viel Geld für Verteidigung auszugeben, und ohne lähmende umfassende Schuldenübernahme für seine europäischen Nachbarn – was viel über die Fähigkeit des Landes aussagt, von der Logik der Ereignisse und seiner geographischen Lage zu profitieren.“

Walter Russell Mead, Politikwissenschaftler, in „The American Interest“ vom 4. Januar 2015

 

 

„Bei der Berichterstattung über die neue Apo wünsche ich mir von meinen Kollegen etwas mehr kühle Analyse und weniger Schaum vorm Mund. Die Union hat sich, zum Leidwesen der SPD, sozialdemokratisiert – was hattet ihr erwartet, was passieren würde, Freunde? Daß es nie wieder Konservative gibt in Deutschland? In jeder Demokratie der Welt gibt es rechts und links, das ist normal. Die Forderungen der rechten Apo klingen wie das CDU-Programm von 1980, die linke Apo war in Wort und Tat deutlich radikaler, und schaut, wie lieb und ehrenwert die Umstürzler von damals heute sind.“

Harald Martenstein, Kolumnist, im „Tagesspiegel“ vom 4. Januar 2015

 

 

„Dem Vorhaben, die Europäische Union in absehbarer Zeit zu einem Staat fortzuentwickeln, steht nicht nur die außerordentliche innere Vielgestaltigkeit dieser Föderation von fast 30 Nationalstaaten entgegen. Es steht ihr auch die elementare Tatsache entgegen, daß die Völker Europas dies schlicht nicht wollen – keines von ihnen. Sie akzeptieren in gewissen Grenzen supranationale Autorität – da hat es einen wichtigen Gewöhnungsprozeß gegeben. Aber sie begreifen sie als von den Nationalstaaten delegierte und eben dadurch legitimierte Autorität und sehen in ihren eigenen nationalen Regierungen ihre Sachwalter im Prozeß supranationaler Entscheidungsfindung. Wenn die europäischen Autoritäten spürbar belastende Entscheidungen treffen oder europäisch gesetzte Regeln unangenehme Konsequenzen haben, ist der Punkt schnell erreicht, an dem das Brüsseler Regiment als Fremdbestimmung wahrgenommen wird. Und das (...) nicht völlig grundlos: Der Bürger hat als Wähler tatsächlich so gut wie keine Möglichkeit, auf die europäischen Politikprozesse einzuwirken.“

Peter Graf Kielmansegg, Politikwissenschaftler, im Blog von „Open Europe Berlin“ am 5. Januar 2015

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