© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/15 / 02. Januar 2015

CD-Kritik: Kofelgrschoa
Mundartlich
Sebastian Hennig

Zwei Jahre sind seit dem Debüt des bayerischen Quartetts „Kofelgrschoa“ vergangen. Die Musik ist inzwischen weniger sperrig, etwas geschmeidiger geworden, und ihre Sprödigkeit hat an Federkraft gewonnen. Wie bei einem eingelaufenen Lederschuh, der keine Blasen mehr reibt. Es läßt sich nun freier gehen und aufmerksam zu Seiten eines Weges schauen, der immer noch holprig genug ist.

Von rhythmischer Finesse ist das Eingangslied „10minutentakt“. Die Musikanten von Kofelgschroa setzen darin der Taktung des modernen Lebens ihre archaische Gemütlichkeit entgegen. Die Trompetentöne breiten sich über das Oberammergausche Gegrummel des Sängers. Störrische Resignation trifft auf das Unabänderliche. Im Titellied „Zaun“ geht es um Einteilungen, zuletzt gar um die Berliner Mauer. Eine Meditation über fallende Blätter und dauernde Neigung in „Bladl“ ergibt ein volkstümliches Liebeslied. Zu einer langen instrumentalen Einleitung stößt Sprechgesang hinzu, der sich immer weiter musikalisiert, bis die Stimme selbst ein Instrument wird. In mundartlicher Echolalie werden „Hausnamen“ aneinandergereiht. Der „Zahnputz Walzer“ schläfert ein: „Wenn’s Zähnputzn ned so anstrengend war i scho lang im Bett.“ Nach dem letzten Lied folgt eine lange Pause, bevor eine schräge Beatbox-Miniatur das Album beschließt.

Kofelgschroa, Zaun Trikont (Indigo), 2014 www.kofelgrschoa.by

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