© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/14 - 01/15 / 19. Dezember 2014

Chef der Vertriebenen-Stiftung verliert sein Amt
Politik schlägt Geschichte
Gernot Facius

Unfair und sachlich unbegründet nennt Bernd Posselt (CSU) den erzwungenen Abschied Manfred Kittels vom Direktorenposten der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“. Kittel sei ein „Opfer einer einseitigen ideologischen Kampagne“, sagte der Sprecher der Sudetendeutschen. Wie wahr!

Doch spiegelt dieser Befund nur die halbe Wahrheit. Richtig ist: Kittel stand von Anfang an unter Beschuß wissenschaftlicher Berater, die es darauf anlegten, das monströse Verbrechen der Deutschen-Vertreibung zu relativieren. Kommunikationsfehler des Direktors wurden zur Großaffäre aufgebauscht. Am Ende beugte sich der Stiftungsrat unter dem Vorsitz der Kulturstaatsministerin Monika Grütters dem Druck und entzog Kittel das Vertrauen. Die CDU-Dame möchte aus koalitionspolitischen Gründen Ruhe an der Geschichtsfront haben. Und hier wird es peinlich für Unionspolitiker und einige Vertriebenen-Sprecher: Sie haben, als die Sticheleien gegen Kittel ruchbar wurden, die Backen aufgeblasen und sich hinter ihn gestellt.

Was haben sie im Stiftungsrat auszurichten vermocht, als es nun um den Kopf des Direktors ging? Diese Frage richtet sich vor allem an den neuen Präsidenten des Bundes der Vertriebenen, Bernd Fabritius. Die Causa Kittel ist ein weiteres Indiz für den Bedeutungsverlust seines Verbandes.

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