© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/14 / 12. Dezember 2014

Den Etablierten die Kante zeigen
Schweden: Der Vorsitzende der Jungen Schwedendemokraten über die Rolle seiner Partei beim Sturz der rot-grünen Minderheitsregierung
Curd-Torsten Weick

Herr Kasselstrand, vergangene Woche fiel der Haushaltsentwurf der rot-grünen Minderheitsregierung durch. Nach nur drei Monaten Regierungszeit warf sie das Handtuch. Neuwahlen im März 2015. Als Zünglein an der Waage stimmten die Schwedendemokraten für den Entwurf der bürgerlichen Opposition. Was gab den Ausschlag?

Gustav Kasselstrand: Keiner von beiden hat uns eigentlich gepaßt. Wir wollten endgültig einmal Kante zeigen. Beweisen, daß wir die neue prägende Kraft in der schwedischen Politik sind.

Ministerpräsident Stefan Löfven beschimpfte die Schwedendemokraten als „außerordentlich verantwortungslos“. Sie hätten sich nach alter Tradition „enthalten“ müssen. Ein Tabubruch?

Kasselstrand: Die Sozialdemokraten haben bei uns ihr letztes Vertrauen verspielt. Von Anfang an waren die Schwedendemokraten bereit, mit allen Parteien im Reichstag zu kooperieren. Aber sowohl Sozialdemokraten, Grüne als auch die bürgerliche Opposition zeigten uns in allen Politikbereichen durchgehend die kalte Schulter. Nun haben wir einfach mit unserem Votum gezeigt, daß mit uns keine weitere Massenzuwanderung zu haben ist.

Stehen die SD in der Einwanderungsfrage allein?

Kasselstrand: Die Frage muß ich leider und eindeutig mit Ja beantworten. Die Schwedendemokraten waren immer schon die einzige Opposition gegen die von den anderen Parteien geförderten unkontrollierte Massenzuwanderung. Als Streiter für die Neutralität Schwedens, für den Erhalt des Nationalstaats und gegen die Europäische Union sind wir die einzige politische Alternative.

Mit 12,9 Prozent konnten die Schwedendemokraten bei der Septemberwahl ihre Stimmen verdoppeln. Was versprechen sie sich für die kommende?

Kasselstrand: Wir hoffen natürlich auf weitere Zuwächse. Umfragen bestätigen dies. Es ist nur eine Frage der Zeit, dann haben wir eine Stärke errreicht, daß wir nicht mehr ausgegrenzt werden können. Dann, erst dann wird sich wirklich in Schweden etwas ändern.

Seit einigen Wochen fällt der SD-Vorsitzende Per Jimmie Åkesson aufgrund einer Krankheit aus. Ein Handicap im kommenden Wahlkampf?

Kasselstrand: Jimmie Åkesson ist und bleibt unsere erste und beste Waffe. Aber wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben, daß er noch rechtzeitig zurückkehrt. Falls nicht, wird er uns immerhin als wichtiger Ratgeber und Wahlstratege zur Seite stehen.

 

Gustav Kasselstrand, Jahrgang 1987, ist Vorsitzender des Jugendverbands der Schwedendemokraten.

 

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