© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/14 / 12. Dezember 2014

Christopher Monckton. Der schottische Exzentriker hat selten Langeweile ...
Lord Streitbar
Michael Paulwitz

Adel verpflichtet. Wer einen großen Namen geerbt hat, kann Zeit und Vermögen im Jet-set verplempern, sorglos seine Schrullen kultivieren – oder aber nach Römerart seine persönliche Freiheit in den Dienst am Gemeinwesen stellen. So wie der 62jährige Christopher Vicomte Monckton von Brenchley, der seit fast vier Jahrzehnten als Redner, Politiker, Journalist und Zeitungsherausgeber eine scharfe Klinge gegen den Zeitgeist führt.

In den Achtzigern Politikberater für die Eiserne Lady Margaret Thatcher, später für Ukip-Chef Nigel Farage – der Sohn des ehemaligen Stabschefs der Rheinarmee steht gern da, wo der Kugelhagel am dichtesten pfeift. Ukip, der er sich 2009 anschloß, ist für den „berüchtigtsten Klimaskeptiker des Landes“ (The Guardian) vor allem eine Plattform, um gegen die Lehre vom menschengemachten Klimawandel zu ätzen: Man solle doch bitte die Uno dichtmachen und Al Gore als Betrüger vor Gericht stellen.

Von Brüssel hält der unermüdliche Vizegraf, der nach Maastricht schon die EU-feindliche „Referendum Party“ unterstützte, genausowenig: Großbritannien solle aus der „antidemokratischen“ EU austreten, Staatsapparat und Wohlfahrtsbürokratie um neunzig Prozent zusammenstreichen und die Macht von der „atheistischen Regierung“ zurück in die Hände der Familien und verantwortlichen Individuen legen, lautet das libertäre Credo des gläubigen Katholiken und Ordensritters. Für „Subventions-Junkies“, seien es mittelmäßige Künstler oder seine am Londoner Tropf hängenden schottischen Landsleute, hat er nur den kalten Entzug übrig.

Als Thatcher-Berater plante Monckton die Privatisierung öffentlichen Wohnraums an die Mieter; davor und danach focht er, nach standesgemäßem Cambridge-Studium der Altertumswissenschaften, für seine Überzeugungen etwa als Herausgeber der katholischen Zeitschrift The Universe, später als leitender Redakteur beim Daily Telegraph und Leitartikler des Evening Standard.

Daß ihn die Labour-Reform des House of Lords seinen Erbsitz kostete, den der Großvater erworben hatte, konnte er lange nicht verwinden; mehrere Anläufe, für die Tories oder Ukip einen Unterhaussitz zu erobern, schlugen fehl.

Aber ein wahrer Exzentriker kennt keine Langeweile. Mit seiner Frau verkaufte Monckton Hemden im noblen Chelsea, er gründete ein Pharma-Unternehmen, und seit 1999 kennt man ihn weltweit als Erfinder des „Eternity Puzzle“, eines Mathematikrätsels, auf dessen Lösung er eine Million Pfund aussetzte. Schließlich legte Monckton sich mehrfach mit Barack Obama an, dessen Geburtsort und damit Legitimität im Amt er anzweifelte. Bevor sich der Vicomte, der zuletzt half, in Australien eine neue Rechtspartei zu gründen (Rise Up Australia-Party) auf sein Gut in Schottland zurückzieht, hat Lord Streitbar zweifellos noch etliche Sträuße auszufechten.

www.lordmoncktonfoundation.com

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