© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/14 / 05. Dezember 2014

Kanaksprak geht auch politisch korrekt
Orwell im Gouvernantenton: Die Einwanderungslobby erklärt den Deutschen den Gebrauch ihrer Sprache
Michael Paulwitz

Der neue Totalitarismus schleicht auf Samtpfoten daher. Bevor er droht und beißt, gibt der Große Bruder von heute erst mal Empfehlungen, die niemand ablehnen kann. Und seine Erfüllungsgehilfen heißen auch nicht „Wahrheitsministerium“ oder „Sprachpolizei der Islam- und Einwanderungslobby“, sondern zum Beispiel „Neue deutsche Medienmacher“.

So nennt sich ein „bundesweiter Zusammenschluß“ von Leuten, die irgendwas mit Medien machen und dabei einen – meist türkischen oder orientalischen – „Migrationshintergrund“ vorweisen können. 600 Mitglieder haben die seit 2008 als eingetragener Verein organisierten Neuen deutschen Medienmacher nach eigenen Angaben. Der GEZ-Staatsfunk ist deutlich überrepräsentiert, ein paar – ja, wie nennen wir sie nur?, „Biodeutsche“?, „Herkunftsdeutsche“?, „Deutsche ohne Migrationshintergrund“? sind auch dabei.

Letztere Bezeichnung geht übrigens noch durch, „Einheimische“ dagegen nicht, denn das würde Einwanderer ausgrenzen, die sich hier auch heimisch fühlen, oder doch nicht so ganz, sie sind ja eigentlich „Mehrheimische“. So steht’s nachzulesen in einem soeben veröffentlichten „Glossar der Neuen deutschen Medienmacher“, das den weniger migrationshintergründig erleuchteten alten „Copyright-Deutschen“ (geht auch, augenzwinker) „Formulierungshilfen für die Berichterstattung im Einwanderungsland“ geben will: Paßt mal auf, ihr Nicht-Migrationshintergründler, die ihr irgendwie immer noch im Sumpf des Alltagsrassismus aus der Mitte der Gesellschaft feststeckt, wir erklären euch mal, wie ihr eure Sprache richtig benutzen sollt.

Gegen das „Glossar“, das sich an Journalisten als Multiplikatoren der Volkspädagogik richtet, sind die Empfehlungen des Presserats zur Beschönigung der Berichterstattung über Einwanderung und ihre Begleiterscheinungen ein laues Lüftchen. Deutsche im ethnischen Sinne darf es schlicht nicht geben, wer dauerhaft anwesend ist, ist nicht „Mitbürger“, sondern „Bürger“. „Ausländer“ ist nur, wer nicht bleiben will. Wenn doch, darf er seine ethnische Identität selbstverständlich behalten und als „Turko-Deutscher“ oder „Afro-Deutscher“ firmieren, keinesfalls umgekehrt, denn „Deutsche“ im Sinne von Paß oder zufälliger Anwesenheit in einem zufällig „Deutschland“ genannten Staatswesen sind wir schließlich alle. Aber halt, „Wir“ ist auch problematisch, das könnte jemanden ausgrenzen – so gefährliche Wörter dürfen nur „wir, die Neuen deutschen Medienmacher“ verwenden.

Mischung aus Propaganda und handfester Lobbyarbeit

Was die tatsächlich betreiben, ist eine Mischung aus Propaganda, soziologischer Gesellschaftsklempnerei und handfester Lobbyarbeit. Ganz im Sinne der Islamverbände wird „Integration“ als unannehmbare Zumutung abgelehnt, richtig heißt es natürlich „Teilhabe“ oder „Partizipation“. „Ausländerkriminalität“ gibt es ebenfalls nicht, außer vielleicht bei Verstößen gegen ausländerrechtliche Gesetze.

„Ausländerfeindlichkeit“ ist übrigens auch ein problematischer Begriff, denn Ausländer sind eigentlich Inländer, am besten, man spricht gleich überall von „Rassismus“, allerdings bloß nicht von „Rassenunruhen“, denn „Rassen“ wiederum gibt es ja auch nicht. Und „Deutschenfeindlichkeit“ kommt im Kosmos der Neuen deutschen Medienmacher gar nicht erst vor – wie auch, die ethnischen Deutschen wurden vorher schon wegdefiniert, auch wenn sie die einzigen sind, die „Haßverbrechen“ begehen können.

Am augenfälligsten ist die einseitige Lobbyistenbrille beim Thema „Islam“. „Islamisierung“ findet nicht statt, allenfalls „Re-Islamisierung“. „Islamkritik“ verbietet sich auch, da spricht man am besten gleich von „antimuslimischem Rassismus“ oder „Islamophobie“. Auch der Begriff „Islamist“ ist im Neusprech der Medienmacher doppelplusungut, wenn man damit Terroristen meint. Werden solche verhaftet, sind sie keine „mutmaßlichen Islamisten“, sondern „mutmaßliche Terrorverdächtige“. Islam hat bekanntlich nichts mit Terror oder gar dem „Islamischen Staat“ zu tun. Wir kennen das von der neuen deutschen SPD-Generalsekretärin Fahimi oder von der „Integrations“-Beauftragten (Vorsicht, Gedankenverbrechen) der Bundesregierung Aydan Özoguz. Deren Brüder betreiben ein einflußreiches islamistisches (ja, ja, das ist verboten) Netzportal, ihre Behörde selbst gehört zu den institutionellen Förderern der Sprachsäuberer. Ein Schelm, der Arges dabei denkt.

Andere Partner der Neuen deutschen Medienmacher sind neben staatlichen Stellen wie dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und Parteistiftungen noch wirtschaftsnahe Einwanderungslobbyisten wie die Bertelsmann-Stiftung. Ziel des Netzwerks ist die Beförderung eigener Karrieren – durch den Sprachfilter gejagt „mehr Vielfalt vor und hinter den Kameras und Mikrophonen“ und in Redaktionen, Führungsetagen und Aufsichtsgremien.

Islamkritik gibt es nicht, sondern nur „Rassismus“

Sprachkontrolle ist dazu das Mittel der Wahl – vor drei Jahren gab es schon „Formulierungshilfen“ zum NSU-Prozeß. Ganz wie im Orwellschen „Neusprech“ sollen bestimmte Sachverhalte gar nicht mehr gesagt und gedacht werden können, indem die Begriffe dafür eliminiert werden. So kann man Opposition schon im Ansatz unmöglich machen. Oder eben Konkurrenten schon im Vorfeld abräumen. Willkommen in der Welt der neuen deutschen Medienmacher.

Neue Deutsche Medienmacher. NDM www.neuemedienmacher.de/

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