© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/14 / 05. Dezember 2014

DVD: Harms
Mit Klischees überladen
Werner Olles

Nach sechzehn Jahren wird der Berufsverbrecher Harms (Heiner Lauterbach) aus dem Gefängnis entlassen. In der Freiheit trifft er seine alten Freunde Menges (Axel Prahl), einen kleinkriminellen Familienvater, der versucht, als Gabelstaplerfahrer über die Runden zu kommen, und Timm (Martin Brambach), den Inhaber einer schäbigen Kiezkneipe. Während ihm die Prostituierte Jasmin (Valentina Sauca) und ein Imbißbudenbesitzer (Helmut Lohner) einen gewissen Halt geben, will der ehemalige Bundesbankvorstand Knauer (Friedrich von Thun) Harms zu einem großen Coup überreden. Mit Knauers Hilfe sollen Harms und seine Kumpels in den Tresorraum der Bundesbank einbrechen. Siebzig bis hundert Millionen Euro warten hier auf die Gangster. Harms zögert erst, willigt jedoch dann ein, da er auf ein besseres Leben gemeinsam mit Jasmin hofft. Zunächst sieht es auch so aus, als ob alles klappen könnte. Der Überfall läuft nach Plan. Doch Harms hat nicht mit der tödlichen Gier seiner Freunde und dem falschen Spiel von Jasmin gerechnet, und so gerät das Vorhaben bald völlig außer Kontrolle …

Nikolai Müllerschöns („Der rote Baron“) mit zahlreichen Vorschußlorbeeren bedachtes Gangsterdrama „Harms“ (2013) krankt von Beginn an an einer uninspirierten Regie, die dem an sich vielversprechenden Stoff schnell Spannung und jegliche psychologische Glaubwürdigkeit raubt. Was bleibt, ist eine stilistisch unausgefeilte Milieustudie, die die hermetische Welt der Gangster mit einer selbstzweckhaften Überfüllung privater und sozialer Probleme überfrachtet, die dann aber doch nur oberflächlich abgehandelt werden. So schrammt die Dramaturgie haarscharf an der ersehnten Eleganz eines klassischen Unterweltdramas vorbei und ist zudem viel zu sehr auf vordergründige Action und unnötig brutale Gewaltszenen getrimmt.

„Harms“ ist daher nicht mehr als der vage Versuch eines deutschen Gangsterfilms mit einer durchsichtigen Geschichte und unbeholfenen Akteuren – Ausnahmen sind Heiner Lauterbach in der Titelrolle und Helmut Lohner, während Axel Prahls proletenhafte Attitüde immer nerviger wird –, der nur zu einem konventionellen, mit Klischees überladenen Krimi reicht.

DVD/Blu-ray: Harms. Alive/Gallep Medien 2014, Laufzeit etwa 102 Minuten

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