© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/14 / 28. November 2014

CD-Kritik: Mozart / De Gamberra
Werkuntreu
Jens Knorr

Diese „Teutsche Oper“ von Mozart, die gäbe man ja gerne auch am kaiserlichen Hofe, aber doch nicht in jetziger kruder Form. Also beauftragt man (wohl) Giovanni De Gamberra, das Libretto von einem deutschen Singspiel zu einem italienischen Dramma giocoso umzugestalten, was auf Neugestaltung der dramaturgischen Struktur hinauskommt.

Mit den (wohl) von Jan Křtitel Kucharz komponierten Rezitativen kam „Flauto magico“ 1794 zuerst auf die Bretter des Königlichen Theaters in Prag und führte dann bis ins 20. Jahrhundert hinein ein Bühnen-Nachleben. Eine rekonstruierte Fassung haben ein junges Sängerensemble, der Coro Schola San Rocco und das Orchestra Filarmonia Veneta „G.F. Malipiero“ unter der Leitung von Giovanni Battista Rigon auf die Bühne gebracht – geglättet die Konfrontation zwischen aristokratischer und plebejischer Sphäre, hoher und niederer Kunst, verkürzt die Fallhöhe der Figuren aus dem Dialog in die Musiknummer.

Der Vorstellungsmitschnitt von 2006 aus dem Teatro Olimpico Vicenza bietet musikalischen Spaß für alle, die schon alles von und zu ihrem Mozart zu kennen glaubten, so werkuntreu, wie Theater sich von je herausnimmt zu sein. Mozart hätte es wohl gefallen, obwohl seine Späße stets dort beginnen, wo die dieses „Dramma eroicomico per Musica“ enden: unterhalb der Gürtellinie.

Mozart / De Gamberra Il Flauto Magico (Prag 1794) Nuova Era, 2014 http://naxosdirect.com

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