© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/14 / 28. November 2014

Zeitschriftenkritik: Clausewitz Spezial – Fremdenlegion
Als beispielhafte Soldaten geschätzt
Werner Olles

Bis heute ist sie ein Mythos: die Fremdenlegion, Légion étrangère, „Frankreichs fremde Söhne“. 1831 vom „Bürgerkönig“ Louis-Philippe für den überseeischen Einsatz in den französischen Kolonien gegründet, polarisiert sie auch fast zwei Jahrhunderte später immer noch. Von den einen als „imperialistische Söldnertruppe“ geschmäht, wird sie von anderen als vorbildliche Truppe, die die höchsten Tugenden des Soldatseins verkörpert, verehrt. Tatsächlich verbinden sich die bekannten Namen, die den Mythos der Fremdenlegion ausmachen, fast alle mit blutigen Opfergängen: Camerone, Dien Bien Phu und Sidi bel Abbés. Während das Gefecht von Camerone, in dem 65 Legionäre einer Übermacht von 2.000 Mexikanern gegenüberstanden und dennoch bis zur letzten Patrone kämpften, zum Gründungsmythos der Legion wurde, erlebte sie in Dien Bien Phu ihr „Stalingrad“. Das nächste Fiasko bahnte sich in Algerien an, obwohl die Legion in diesem Guerillakrieg eine neue Taktik erfand, die Frankreich den Sieg bescheren sollte.

Clausewitz Spezial begibt sich in dem mit zahlreichen Bilderraritäten versehenen Sonderheft „Fremdenlegion“ auf die Spur der Legion und beschreibt von ihrer Geburt über die bedeutendsten Schlachten bis zu ihrer heutigen Aufgabe als Interventionsarmee ihre Entwicklung. So mußte die Legion bei ihrer Bewährung im Stellungskrieg des Ersten Weltkriegs ein hohes Lehrgeld zahlen. Die Materialschlachten des industriellen Krieges unterschieden sich völlig von den Kolonialkriegen, die sie gewohnt war. Dennoch erfuhr die bis dahin relativ kleine Truppe schon im ersten Kriegsjahr einen enormen Zulauf. Doch die deutschen Soldaten erwiesen sich dank ihrer guten Ausbildung als schwieriger Gegner, und die Legion mußte schwere Verluste hinnehmen. Daran erinnerten sich die französischen Anwerber, die nach 1945 in den Gefangenenlagern Soldaten der Wehrmacht und der Waffen-SS rekrutierten. Zeitweise wuchs der Personalbestand auf 50 bis 60 Prozent Deutsche an, darunter bisweilen auch Gestrandete und Kriminelle, die die Anonymität der Legion schätzten. Ihnen allen bot sie unter dem Motto „Legio Patria Nostra“ (Die Legion ist unser Vaterland) eine neue Heimat.

Im ersten Indochinakrieg 1946 bis 1954 wurden die deutschen Legionäre als „beispielhafte Soldaten und Bilderbuchlegionäre“ geschätzt, doch auch sie konnten den Fall von Dien Bien Phu nicht verhindern. Nur einer Handvoll gelang der Ausbruch, während über 8.000 Männer starben und 12.000 in Gefangenschaft gerieten, aus der nur 3.000 zurückkehrten. In der legendären Schlacht um Algier gelang es der Legion, fast die gesamte Führungsspitze der FNL auszuschalten, doch General de Gaulle entschied, Algerien in die Unabhängigkeit zu entlassen. In den Putsch gegen den General waren auch Teile der Legion verstrickt, deren Offiziere ihres Kommandos enthoben wurden. Als „siegreicher Verlierer“ blieb die Fremdenlegion jedoch als Traditionstruppe erhalten.

Kontakt: GeraMond Verlag, Infanteriestr. 11 a, 80797 München, Telefon: 089 / 13 06 99 72-0. Das Heft kostet 9,90 Euro. www.clausewitz-magazin.de

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