© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/14 / 28. November 2014

Lesereinspruch

Falsche Bilanz

Zu: „Störung einer Heiligsprechung“ von Lothar Fritze (JF 46/14)

Seit vielen Jahren erinnern in Berlin, Freiburg, Heidenheim, Königsbronn, Konstanz und München Mahnmale an Georg Elsers mißglücktes Hitler-Attentat.

Dagegen gab es natürlich auch Proteste von Neonazis. Im KZ Sachsenhausen wurde nun zum 75. Jahrestag ein Gedenkstein errichtet. Deshalb mußte sich wohl Lothar Fritze wieder zu Wort melden und seine 1999 publizierten Thesen hier wieder aufwärmen: Elser gehöre nicht in die Ehrengalerie des deutschen Widerstands, weil er vor seinem Attentat keine Alternative erwogen und billigend den Tod von bis zu 3.000 alten NS-Kämpfern in Kauf genommen habe. Allerdings kamen bei dem Attentat nur acht Menschen ums Leben, 63 wurden verletzt, und wirklich unschuldig waren davon nur zwei Kellnerinnen. Doch zur Bilanz dieses mißglückten Tyrannenmords gehören auf der anderen Seite die circa hunderttausend Opfer, die Hitlers Mörderbanden in KZs und im gerade eroberten Polen bereits damals umgebracht hatten, ganz zu schweigen von den mindestens fünfzig bis achtzig Millionen Toten des Zweiten Weltkriegs.

Prof. Dr. Hans E. Müller, Braunschweig

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