© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/14 / 28. November 2014

Front National nimmt Kredit in Moskau auf
Rubel rollen nach Paris
Ronald Gläser

Es gibt gute Gründe, die Rußlandsanktionen abzulehnen. So wie es gute Gründe gibt, die Einmischung von Nichtregierungsorganisationen in aller Welt zu geißeln. Zumal viele jener NROs in Wirklichkeit am Tropf des Steuerzahlers hängen, also gar nicht unabhängig sind.

Aber kann eine patriotische Partei das glaubwürdig kritisieren, wenn sie selbst am Tropf Moskaus hängt? Die russisch-tschechische Privatbank, die dem Front National (FN) einen Millionenkredit eingeräumt hat, soll einem Putin-Vertrauten gehören. Wenn das stimmt, dann machen die Russen genau das, was sie dem Westen vorwerfen: die Opposition im Ausland aufbauen, um den Kontrahenten zu destabilisieren.

Nun gut. Die Russen betreiben Machtpolitik. Das ist legitim. Aber was hat sich Marine Le Pen („Ich bewundere Putin“) dabei gedacht? Ohne das Geld wäre der nächste Parteitag eben etwas kleiner ausgefallen, der nächste Wahlkampf weniger pompös. Wenn sie es nicht schafft, mit weniger Geld auszukommen, dann ist sie die falsche Parteichefin.

Gerade jene Verschwörungstheoretiker, die sich (teilweise zu Recht) über den großen Einfluß westlicher Thinktanks, Medien und Geheimdienste aufregen – um von den Bilderbergern und Co. gar nicht zu reden –, können jetzt nicht die Augen schließen und diesen Millionendeal beklatschen. Mit dieser finanziellen Unterwerfungserklärung haben sich Marine Le Pen und der FN ihrer Glaubwürdigkeit beraubt.

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