© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/14 / 21. November 2014

Alle lieben Klaus
Rumänien: Johannis siegt bei Präsidentschaftwahl
Detlef Kleinert

Er machte Hermannstadt zu einem Schmuckkästchen, nun gewann er sogar mit 54,5 Prozent die Stichwahl zum Präsidentenamt: Klaus Johannis, deutschstämmiger Bürgermeister der schmucken kleinen Stadt in Siebenbürgen, ist ein ganz außergewöhnlicher Rumäne, der trotz seiner etwas hölzernen Art die Menschen begeistert. Von einem Sieg der Wahrheit über die Lüge war denn auch am Wahl-abend viel zu hören. Johannis erklärte lapidar: „Wir haben gesiegt, wir haben unser Land zurückgewonnen“.

Daß nun ein „Deutscher“ – sein Kontrahent Victor Ponta versuchte, daraus einen Vorwurf zu machen –, also der Angehörige einer Minderheit, Rumänien repräsentieren wird, sehen viele mit Freude. „Das Land kehrt nun zur Normalität zurück. Wir sind einen Demagogen losgeworden“, erklärte ein Anhänger am Sonntag Abend.

Mit „Demagoge“ ist Johannis’ Gegenkandidat gemeint, Ministerpräsident Ponta, der im Wahlkampf keinen Untergriff ausließ. Er wird wohl im Amt bleiben und kann sich auf eine satte Mehrheit im rumänischen Parlament stützen.

Für Johannis werden die kommenden Monate ein Drahtseilakt, denn Ponta und seine Sozialisten gelten als Paten rumänischer Vetternwirtschaft: Ponta selbst kündigte mehrfach an, wegen Korruption inhaftierte Genossen aus dem Gefängnis holen. Per Gesetz wollen die Sozialisten selbst korrupte Parlamentarier amnestieren. Nun bangen die Genossen, denn dem Staatspräsidenten steht das Recht zu, Richter und Staatsanwälte zu ernennen. Und, besonders wichtig, die Chefs der Anti-Korruptionsbehörde und der sogenannten Integritätsagentur. Diese beiden Behörden waren in der Vergangenheit zum Teil durchaus erfolgreich gegen die ausufernde Korruption vorgegangen.

Johannis versprach im Wahlkampf, daß er den Menschen ein „Rumänien der gediegenen Arbeit“ bringen werde. Was er darunter versteht, zeigte er in Hermannstadt: Er schaffte es nicht nur, die einst heruntergekommene Gemeinde zur„Kulturhauptstadt Europas 2007“ zu machen. Auch wirtschaftlich ging es hier wie kaum sonst in Rumänien aufwärts. Siemens, Thyssen-Krupp, Continental haben in den Standort investiert.

Entsprechend groß sind die Hoffnungen der Rumänen. Angaben der Allgemeinen Deutschen Zeitung (ADZ) zufolge profitierte der frühere Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien von der höchsten Wahlbeteiligung seit 14 Jahren. Landesweit strömten demnach mehr als elf Millionen, heißt 62,04 Prozent der Bürger zu den Wahlurnen. Die ADZ verwies zudem auf eine „beispiellose“ Wahlbeteiligung der Auslandsrumänen.Trotz stellenweise kilometerlanger Schlangen vor den Wahllokalen gelang es „immerhin knapp“ 380.000 Wählern, ihre Stimmen – zumeist für Johannis – abzugeben.

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