© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/14 / 21. November 2014

Deutschstämmiger wird rumänischer Präsident
Siegen, um zu kämpfen
Christian Vollradt

Die Euphorie über den sensationellen Erfolg von Klaus Johannis bei der Wahl zum rumänischen Präsidenten reicht weit über die Grenzen des Landes hinaus. Enttäuscht mag vielleicht der deutsche Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) sein, der sich ostentativ hinter den unterlegenen Konkurrenten Victor Ponta gestellt hatte. Schließlich ging der Sozialdemokrat (sprich: Wende-Kommunist) als klarer Favorit in die Stichwahl. Aber selbst unlautere Mittel – indem die Stimmabgabe der Auslandsrumänen sabotiert wurde – verhalfen ihm nicht zum Sieg.

Der gehört Johannis, dem Liberal-Konservativen, dem Bürgermeister von Hermannstadt, dem Siebenbürger Sachsen (JF 45/14). Mit diesem Thema gehen die Rumänen übrigens (wie auch die Ungarn) schon länger wesentlich offener um als beispielsweise Polen oder Tschechen. Daß es nicht nur ein schweres Unrecht war, die deutsche Minderheit gewaltsam zu vertreiben (beziehungsweise sie später buchstäblich zu verkaufen), sondern daß dies auch dem Land selbst großen Schaden zufügte, ist in Bukarest längst keine Einzelmeinung mehr. Johannis hat schwere Zeiten vor sich. Rumänien, das vor 25 Jahren das kommunistische Joch nur mit einem blutigen Kampf abwerfen konnte, ist zweitärmstes EU-Mitglied. Korruption und Nepotismus sind seine Geißeln. Sie muß der neue Präsident bekämpfen. Auf die Regierung wird er dabei nicht zählen können, die Unterstützung des Volkes hat er offensichtlich.

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