© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/14 / 21. November 2014

Rußland und der Westen
Riskant
Thomas Fasbender

In Brisbane hat der Westen Rußlands Präsident Putin die kalte Schulter gezeigt. Die Staatenlenker wissen aber auch: Mit Konfrontation kommt man dem russischen Bären nicht bei. Dem entsprach das Ergebnis der EU-Außenministerkonferenz am vergangenen Montag. Deutschland, Frankreich und Italien sperren sich gegen weitere Sanktionen. Vor allem der französische Präsident Hollande steht unter innenpolitischem Druck; er soll zwei fertige Hubschrauberträger vertragsgemäß an Rußland liefern, andernfalls drohen hohe Vertragsstrafen.

Der Kreml hält die Stellung in der Ostukraine. Das euphorische Noworossija-Projekt ist ad acta gelegt. In Moskau hofft man, daß der Ölpreis steigt, daß die Ukraine ihr Gas bezahlt und daß Kiew aufhört, die Aufständischen zu beschießen. Das Risiko eines Krieges bleibt real.

Die deutsche Politik spielt mit verteilten Rollen, anders ist das harmonische Gegeneinander von Kanzlerin Merkel und Außenminister Steinmeier nicht zu erklären. Berlin kann als ehrlicher Makler nur dann agieren, wenn uns die Vereinigten Staaten, die EU-Nachbarn und Rußland vertrauen. Sie alle drei unter einen Hut zu bekommen, klingt nach „Mission impossible“. Und wenn überhaupt, dann nur mit einem sehr eingespielten Team. Und mit Glück. Aber vielleicht gelingt es ja. Die Alternative ist eine Eiszeit.

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