© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/14 / 14. November 2014

Leserbriefe

Zu: „Das deutsche Wunder“ von Dieter Stein, JF 46/14

Skeptisch: Benn, Jünger, Schmitt

Deutschland kehrte in die Geschichte zurück – diese Feststellung muß relativiert werden. Bereits im Frühjahr 1945 konstatierten große Geister wie Ernst Jünger, Carl Schmitt oder Gottfried Benn, daß sich wohl kein Volk von einer solchen Katastrophe, wie sie die Deutschen aufgrund der totalen Kriegsniederlage und vollständigen Besetzung erlebten und erlitten, erholen könne.

Drei Generationen nach dieser Zäsur der Geschichte kann keine Rede davon sein, die Deutschen wären in der Normalität angekommen. Durch Krieg, Besatzerwillkür, Siegerdiktat, Vertreibung, Gebietsabtretung und Teilung sind die Deutschen bis heute kollektiv schwer traumatisiert. Dieses Trauma wird in den Familien transformiert und von Generation zu Generation sogar noch verstärkt.

Der innere Seelenfrieden des deutschen Volkes ist bis heute schwer beschädigt. Die früheren preußischen Ostprovinzen sind im kollektiven Bewußtsein ausgelöscht. Ostdeutschland ist vergessen. Weite Teile der Bevölkerung sind heute entidealisiert, entsolidarisiert. Das an sich einigende Band der Nation wirkt nur mehr bedingt. Die Euphorie des 9. November des Jahres 1989 erscheint in der Nachbetrachtung allenfalls wie ein kurzes Aufflackern nationaler Gefühle. Weitaus größere Bedeutung hat für den einzelnen der jeweilige Lebensstil, die Zugehörigkeit zu einem bestimmten sozialen Milieu oder einer der unzähligen Kleingruppen, in die die moderne bundesdeutsche Gesellschaft nicht nur an den Rändern zerfasert.

Die Deutschen müßten sich von dem bis heute fortdauernden Schuldkomplex emanzipieren, um wieder eine normale zu Nation werden. Dann erst könnten wir davon sprechen, wieder in der Geschichte angekommen zu sein.

Thomas Engelhardt, Ilsede

 

Es war Michail S. Gorbatschow

Es wärmt das Herz eines jeden deutsch fühlenden und deutsch denkenden Menschen, in welch würdiger Form die JUNGE FREIHEIT den Fall der Mauer vor 25 Jahren begeht, und das sogar in Schwarz-Rot-Gold. Es sollte jedoch nicht in Vergessenheit geraten, wer das Wunder wirkte. Ohne Michail Sergejewitsch Gorbatschows Politik von Glasnost und Perestroika (Offenheit und Veränderung), wäre die Vereinigung von West- und Mitteldeutschland kaum möglich gewesen.

Die Bonner Republik hatte sich längst mit der deutschen Teilung abgefunden. Linksgrün gewirkte Medien begegneten dem Streben von Helmut Kohl zum zügigen Zusammenschluß sogar feindselig. Ich erinnere mich noch an eine unsäglich beschämende Überschrift in der Süddeutschen Zeitung: „Vereinigt sind wir unausstehlich“. Wir sollten auch nicht vergessen, wie widerwillig seinerzeit die Premierministerin Margaret Thatcher für Großbritannien und François Mitterand als Präsident für Frankreich die Vereinigung erduldet haben. Deutschland wäre gut beraten, sich seines wahren Freundes von damals zu erinnern: Rußland.

Volker Wittmann, Gauting

 

 

Zur Beilage: „9. November 1989“, JF 46/14

Den Strauß nicht vergessen

Es wird immer wieder vergessen, daß Franz Josef Strauß, als er beim letzten Besuch aus Ost-Berlin zurückkam, sagte: Die Wiedervereinigung haben wir noch in diesem Jahrhundert. Er sollte recht behalten. Schade, daß er es nicht mehr erleben durfte.

Manfred Goerke, Berlin

 

 

Zu: „Sie wollen nur unser Geld“ von Henning Lindhoff, JF Nr. 46/14

Erstaunliche Bekundung

Die Fragen, worauf Steuern erhoben werden, wie hoch sie sind und wofür sie verwendet werden, sind Gegenstand der politischen Willensbildung und des Wahlkampfes. Daß Steuergesetze aber für alle gleich gelten und daß die Finanzverwaltung die Pflicht hat, die Steuerpflicht gegenüber jedermann durchzusetzen, sollte doch außer Frage stehen. Und daß Verschleierungsmöglichkeiten – ob sie jetzt beschönigend als „Schweizer Bankgeheimnis“ oder „Steueroase“ bezeichnet werden – der Steuergerechtigkeit zuwiderlaufen, liegt auf der Hand. Aus heutiger Sicht wundert man sich, daß dies so lange geduldet wurde!

Es ist schon erstaunlich, wie eine nach eigenem Bekunden konservative Zeitung seit einiger Zeit immer wieder den Steuerhinterziehern das Wort redet.

Florian Wolfrum, Hannover

 

 

Zu: „Parteien, Verbände, Personen: Norbert Müller“, JF 46/14

Der Staat hat das Verbot verpaßt

Wenn man die Aussage des neuen Bundestagsabgeordneten der Linken Norbert Müller über den Bundespräsidenten bedenkt, dann hat der Bundespräsident wohl recht, daß diese Partei noch nicht in der Demokratie angekommen ist. Sie ist ein Sammelbecken ewiger Kommunisten und reaktionärer linker Ideologien. Es stellt sich die Frage: Sind im Bundestag die Vertreter der Demokratie oder die Feinde der Demokratie versammelt?

Daß diese Partei nach 25 Jahren Freiheit und Mauerfall noch einen derartigen Zulauf hat und von der SPD in Thüringen und Herrn Gabriel hofiert wird, ist erschreckend. Was ist in dieser Republik falsch gelaufen? Alles, was bei diesen Genossen, insbesondere Frau Schwesig, vermeintlich rechts ist, wird mit lautem Geheul und der Forderung nach noch mehr Geld angeprangert, um es den linken Subkulturen und Organisationen hinterherzuwerfen. Jeden Abend kommen diese „Genossen“ in den Medien als Hüter unserer Demokratie zu Wort – einfach gruselig. Der Staat hätte diese Partei nach der Wiedervereinigung verbieten müssen, aber dafür sind heute fast alle Parteien zu linkslastig.

Volker Krause, Arnsberg

 

 

Zu: „Alphamännchen für Deutschland“ von Marcus Schmidt, JF 46/12

Wir brauchen beide Flügel

Es wäre jammerschade, sollte die AfD, die so hoffnungsvoll gestartet ist, am übertriebenen Selbstbewußtsein einiger Protagonisten scheitern. Die AfD braucht beide Flügel – den liberalen und den wertkonservativen –, wenn sie erfolgreich sein will. Wirtschaftspolitisch liberal und gesellschaftspolitisch wertkonservativ paßt sehr gut zusammen. Allerdings gehört dazu die Tugend des demokratischen Kompromisses. Das gilt für einen ehemaligen Manager ebenso wie für den ehemaligen Leiter einer Staatskanzlei. Die AfD ist weder Abklatsch der FDP noch der CDU oder gar rechter Splittergruppen. Gerade die Wahlerfolge zeigen, daß die Menschen in diesem Lande sich von Herzen eine Alternative zu den Mainstream-Parteien wünschen. Diese Hoffnungen dürfen nicht enttäuscht werden, zumal die große Krise erst vor der Türe steht.

Bernd Vogel, Loxstedt

 

 

Zu: „Zweck hooligt die Mittel?“ von Michael Paulwitz, JF 45/14

Auseinandersetzung gehört dazu

Ich kann mir nicht vorstellen, daß unsere Politiker persönlich den Großteil der Einwanderer gut finden. Ihr Schönreden und Beschwichtigen kommt aus der abgehobenen Ideologie, Auseinandersetzungen vermeiden zu müssen, hier indem man dem Einwanderungsdruck nachgibt und die Einheimischen beruhigt.

Dabei sind Auseinandersetzungen beim Menschen als einem gruppenbildenden Lebewesen geradezu zwingend. Gruppen grenzen sich nach außen ab und bilden im Inneren eine Hierarchie aus. In der zivilisierten Welt sollte die Außenvertretung einer Gruppe, also zum Beispiel die Regierung eines Volkes, die Interessen der Gruppe zwar mit friedvollen Mitteln vertreten, aber doch nicht klein beigeben. Die Parole eines der Ultras in Köln lautete in etwa: „Nur starke Menschen erreichen ihr Ziel.“ Dem ist zuzustimmen. Rocker sind zum Beispiel so ziemlich die einzigen, die gegen Ausländerbanden standhalten. Jedes Volk hat seine Kämpfer, rekrutiert aus seinen jungen Männern.

Wolfgang Richter, Staudernheim

 

 

Zu: „Gepflegt in den Tod“ von Henning Hoffgaard, JF 45/14

Den Bock zum Gärtner gemacht

Der Personalmangel im Pflegebereich ist seit Jahren ein offenes Geheimnis. Er wird zwar wahrgenommen, nur eben nicht ernst! Das Thema wird bewußt aus der Öffentlichkeit gehalten, weil es zu explosiv ist.

Wenn Frau Johanna Knüppel vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) meint, die Politik habe über viele Jahre sträflich versäumt, „die Weichen richtig zu stellen“, ist nichts falscher als dieses Fazit. Die Politik hat die Weichen erst in diese Richtung gestellt und fordert nun von Patienten, Angehörigen und Pflegekräften noch mehr Eigenverantwortung bei steigenden Kosten und weniger Leistung. Seit Mitte der neunziger Jahre sind in deutschen Krankenhäusern 95.000 Vollzeitstellen im Pflegebereich Rationalisierungsmaßnahmen zum Opfer gefallen – und dies bei steigenden „Fallzahlen“, älteren Patienten und komplizierteren Krankheitsverläufen. Die heutige Krankenpflege geht am Stock.

Einheimische Pflegefachkräfte sind im Zuge dieser Maßnahmen zu Tausenden ins Ausland (Schweiz, Skandinavien, Niederlande, anglo-amerikanischer Raum) ausgewandert und tun es weiter. Angesichts dessen wirkt der Ruf nach ausländischen Pflegefachkräften in Deutschland völlig hilflos und heuchlerisch.

Manuel Niemeier, Granvin/Norwegen

 

Springerin im Einsatz

Ich muß den Pflegenotstand aus eigener Erfahrung bestätigen. Eine ältere Krankenschwester, die als Springerin eingesetzt war und mich liebevoll im Krankenhaus dieses Jahr betreute, vertraute mir an, daß sie ihren Beruf, den sie als junger Mensch aus innerer Berufung gewählt hatte, heute nicht mehr wählen würde. Ihr verbleibt heute nicht mehr die notwendige Zeit, um ihren Beruf verantwortungsvoll ausüben zu können.

Warum müssen deutsche Steuergelder zur Rettung maroder Banken verschleudert werden und werden nicht dort eingesetzt, wo sie dem Wohl des Volkes dienen?

Dr. Ulrich Röhr, Hamburg

 

 

Zu: „Thüringens SPD-Spitze für Rot-Rot-Grün / Links gibt’s kein Tabu“ von Michael Paulwitz, JF 44/14

Unvorstellbarer Vergleich

Daß in Thüringen eine dunkelrot-rot-grüne Regierung droht, ist beschämend. Abgesehen davon, daß die Wähler, die so etwas ausgelöst haben, scheinbar nichts dazugelernt haben, ist die Sache relativ klar: Zu Recht unvorstellbar wäre doch 25 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg eine Nachfolgepartei der Nazis in einer Landesregierung gewesen. Scheinbar wird das für die Nachfolgepartei der Regierung eines diktatorischen Unrechts-und Pleitestaates wie der DDR, der gemordet und seine Mitbürger durch Angst terrorisiert hat, aber akzeptiert. Warum?

Nicht zu unterschätzen sind die Grünen, deren Politiker oft kommunistische Vorleben haben. In diesem Zusammenhang ist daran zu erinnern, daß sich die „Grüne Jugend“ noch 2013 in Augsburg öffentlich und explizit dazu bekannt hat: „Wir sind linksextrem.“ Und das sind die Grünen von morgen! Da müßte doch das ganze Volk auf die Barrikaden gehen, und nicht nur CDU-Politiker müßten massiv protestieren! Schlafen alle? Sind wir wirklich so satt, daß uns das nicht mehr berührt? Wacht endlich auf!

Michael Winnen, Hagen-Emst

 

 

Zu: Lokführer-Gewerkschaft legt Bahnverkehr lahm / Es wurde nicht besser“ von Jörg Fischer, JF 44/14

Geteilte Grundrechte?

Der Vorsitzende der Lokomotivführer-Gewerkschaft bezeichnete den Antrag der Bahn beim Arbeitsgericht auf Erlaß einer einstweiligen Verfügung als grundgesetzwidrig. Das ist eine einseitige Auslegung unseres Grundgesetzes – nach dem Motto: Streiken ist ein Grundrecht, aber Anträge bei Gericht stellen ist kein Grundrecht. Gelten für Arbeitgeber und Arbeitnehmer jetzt verschiedene Grundrechte?

Hans Wenger, Steinbach

 

 

Zu: „Was wir unterscheiden sollten“ von Hamed Abdel-Samad, JF 44/14 & zur Meldung: „Münchner Stadtrat lehnt Bürgerbegehren ab“, JF 42/14

Wo bleiben die Protestbriefe?

Die Kurden verteidigen ihre Stadt Kobane mit Waffen gegen den Islamischen Staat im Irak. Deutschland liefert Waffen. Wir Münchner Bürger verteidigen uns mit geistigen Waffen – unverdrossene Aufklärung des Stadtrates in München – seit zehn Jahren gegen das „Zentrum für Islam in Europa“, das inzwischen als „Münchner Forum für Islam“ firmiert und mit Mitteln Katars in der bayrischen Landeshauptstadt errichtet werden soll. Wo bleibt die Unterstützung der deutschen Demokraten, etwa durch Protestbriefe an das Rathaus?

Mit 79 zu 1 Stimme hat der Stadtrat das Bürgerbegehren von 65.000 Münchnern abgelehnt. Der Politologe und Islamkritiker Hamed Abdel-Samad kennzeichnet den Islamismus zu recht als ein faschistisches Phänomen. Wir fragen uns: Leben wir bald schon wieder in der „Hauptstadt der Bewegung“?

Margit Hirmer-Schreier, München

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