© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/14 / 14. November 2014

Umwelt
Gefahr im Anmarsch
Heiko Urbanzyk

Der Herbst ist da, der Winter steht vor der Tür – mal eben schnell im Discounter für die Kinder Gummistiefel mitnehmen. Millionen Kunden greifen auf Kinderkleidung von Tschibo, Aldi und Lidl zurück. Diese drei Ketten gehören mittlerweile zu den zehn größten Textileinzelhändlern.

Doch die billigen Gummistiefel aus dem Wochenangebots­prospekt bergen giftige Gefahren für die Kleinen. Eine soeben veröffentlichte Greenpeace-Studie kommt zu vernichtenden Ergebnissen. In elf getesteten Kinderschuhen, darunter auch Plastikclogs, wiesen La-bortests die Schadstoffe Dimethylformamid (DMF), polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) oder 2-Phenyl-2-propanol (2PP) nach. DMF kann die Fortpflanzung schädigen und gilt im Europarecht als besonders besorgniserregende Substanz. Einige Stoffe aus der PAK-Gruppe gelten als krebserregend.

Billige Aktionsware ist besonders belastet, Stiefel aus Naturkautschuk dagegen kaum.

2PP ist eine geruchsintensive Substanz, von deren Einsatz das Bundesinstitut für Risikobewertung wegen möglicher gesundheitsschädigender Eigenschaften abrät. Die gemessenen DMF-Konzentrationen liegen deutlich oberhalb der vom Umweltbundesamt und vom Ausschuß für Gefahrstoffe der Bundesanstalt Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin empfohlenen Höchstkonzentration. Während des Tragens der Kinderschuhe ist eben nicht auszuschließen, daß sich DMF aus dem Schuhmaterial herauslöst. Textilien aus Supermarkt-Ketten sind dabei besonders häufig schadstoffbelastet. Die billige Aktionsware wird in schnellem Wechsel und in besonders hohen Stückzahlen auf den Markt geworfen. Eine saubere Produktion würde nur den Profit schmälern.

Teure Markenstiefel schützen allerdings ebensowenig vor diesen Gefahren. Aufs Material kommt es an: Teurer, aber dafür (fast?) ohne Weichmacher und Schadstoffe sind Gummistiefel und Regenkleidung aus Latex und Naturkautschuk.

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