© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/14 / 14. November 2014

CD-Kritik: Ludwig Thuille
Innigkeit
Sebastian Hennig

Ungewöhnlich ist eine Doppel-CD voller Ersteinspielungen und Uraufführungen eines Komponisten, der vor mehr als einem Jahrhundert gestorben ist. Zumal, wenn seine Musik hörbar nicht mit ihm ins Grab gesunken ist. Ludwig Thuille (1861–1907) war ein Altersgenosse von Richard Strauss. Nicht nur da er mehr als vierzig Jahre vor dem guten Freund starb, steht sein Nachruhm, wenn von einem solchen überhaupt die Rede sein kann, auf weit schwächeren Füßen.

Die Sopranistin Rebecca Broberg und der Bariton Martin Schmidt werden beim Vortrag der Lieder, Gesänge und Szenen von Rainer Maria Klaas begleitet, der zudem noch die Klaviervariationen op. 8 vorträgt. Die Lieder nach Eichendorff, Uhland, Geibel und anderen in dieser Zeit viel vertonten Poeten sind von einer eigenwilligen Innigkeit, die es lohnt, sich länger und tiefer mit ihnen bekannt zu machen. Kammermusik wurde gerade in jüngster Zeit wieder öfter eingespielt. Hier gibt es zudem Klavierwerke und Ausschnitte aus der Oper „Theuerdank“. Dem Vorspiel folgt die Arie des Ritters „Nach dem Festmahl“. Erst findet der edle Herr sich unter den rauschenden Wipfeln des Waldes allein am verabredeten Ort, dann faßt er Zuversicht und jubelt zuletzt: „So preis’ ich von allen Frauen der Welt … Dich, die Schönste an Seele und Leib, Dich, deutsches Weib!“

Ludwig Thuille Nachtreise und Theuerdank Thorofon, 2014 www.bella-musica-edition.de

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