© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/14 / 14. November 2014

Zeitschriftenkritik: Kultur & Technik
Wenn aus Science-fiction Wirklichkeit wird
Werner Olles

Was wird die Zukunft bringen? Welche Erfindungen, Ideen, Erkenntnisse werden sich durchsetzen? Wie wollen und werden wir in fünfzig oder gar hundert Jahren leben? Diese Fragen stellt die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift Kultur & Technik (Untertitel: Das Magazin aus dem Deutschen Museum) in ihrer aktuellen Ausgabe (4/2014). Im Editorial macht Generaldirektor Wolfgang M. Heckl auf wissenschaftliche und gesellschaftliche Perspektiven der neuen Zukunftstechnologien aufmerksam, die am Beispiel der „Science-fiction“ als Schwerpunktthema im Heft behandelt werden. Spätestens seit den Romanen von Jules Verne in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist Science-fiction zu einem Bestandteil unserer Kultur geworden. Diverse Autoren wie Ray Bradbury, Stanislaw Lem und H.G. Wells prägen unser Bild von der Welt von morgen, und gleichzeitig blüht dank der Filmindustrie, der Werbung und den Computerspielen das Geschäft mit Zukunftsängsten und -visionen.

Tatsächlich hat Science-fiction zahlreiche Wurzeln. Die gesellschaftlichen Utopien eines Thomas Morus oder Francis Bacon gehören ebenso dazu wie die Reiseabenteuer eines Jules Verne oder eines H.G. Wells. Einige literarische Ideen wurden später Wirklichkeit, doch im Gegensatz zum Bildungs- oder Entwicklungsroman hat die Gattung auch heute noch mit Vorurteilen zu kämpfen oder wird auf die immer selben Begriffe reduziert: Raumschiffe, Roboter, Aliens. Ähnlich geht es dem Science-fiction-Film, seit Georges Mèlies 1902 mit „Reise zum Mond“ den ersten SF-Film schuf. Obgleich inzwischen das erfolgreichste Genre der US-Film- und TV-Industrie – James Camerons „Avatar“ ist der bislang kommerziell erfolgreichste Film aller Zeiten –, läßt sich die Gattung immer noch schwer definieren, und mit Schlagworten kann man das Phänomen SF nicht einmal im Ansatz erfassen.

Doch dient SF nicht nur der Unterhaltung. Auch Wissenschaftler und Unternehmen lassen sich von literarischen und cineastischen Zukunftsvisionen inspirieren. Nanoroboter, die im menschlichen Körper Nervenzellen auf Trab bringen oder Krankheitserreger jagen – was vor wenigen Jahren noch als Utopie erschien, rückt mit dem Fortschritt der Medizintechnologie in greifbare Nähe. Was in dem Kinoklassiker „Matrix“ – in dem Maschinen und Roboter die Menschen versklaven und ihr Bewußtsein in eine gigantische Computersimulation versetzen, die wie die wahre Welt aussieht –, die Zuschauer schockte, könnte sich in der Medizintechnik als Segen erweisen. Dann nämlich, wenn körperlich Schwerbehinderte mit einem Brain-Computer-Interface kraft ihrer Gedanken Prothesen, Rollstühle und Computer steuern können. Oder wenn Verbrechen bereits im Vorfeld gesehen und verhindert werden könnten. Der Film „Minority Report“, der im Jahr 2054 spielt, thematisiert diese Utopie nach der gleichnamigen, vor sechzig Jahren geschriebenen Kurzgeschichte des SF-Autors Philip K. Dick.

Kontakt: Verlag C.H. Beck. Wilhelmstr. 9, 8081 München, Tel.: 089 / 3 81 89-0. Einzelpreis 7,80 Euro, Jahresabo 26 Euro. www.deutsches-museum.de

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