© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/14 / 14. November 2014

Grüße aus Madrid
Verfluchte Parkuhren
Michael Ludwig

Besuch aus Deutschland – gute Freunde, die schon immer mal nach Madrid wollten und nun eine lange Strecke hinter sich gebracht hatten – nicht mit dem Flugzeug, sondern mit dem Auto. „Uff“, sagte Stephan sichtlich angeschlagen von der langen Reise, „das waren bestimmt über 2.000 Kilometer“. Bevor ich sagen konnte, er und seine Angetraute sollten doch hereinkommen, meinte er, er habe seinen Golf um die Ecke geparkt, wo zufälligerweise gerade ein Platz frei geworden sei. „Ich bin fünfmal um den Block gefahren, aber es war wie verhext, nirgends auch nur die kleinste Lücke. Und das mit den Parkautomaten, das habe ich überhaupt nicht kapiert.“

Die Controladoras sind unerbittlich. Fünf Minuten Überziehung und du bist 48 Euro los.

Ja, das mit den Madrider Parkautomaten ist tatsächlich eine Sache für sich. Nachdem wir die Koffer in die Wohnung gebracht hatten, sagte ich, wir müßten uns nun um sein Auto kümmern, denn in Sachen Parküberwachung ist die spanische Hauptstadt beinah schlimmer als die Stasi es jemals war: „Die Controladoras sind unerbittlich“, warnte ich. „Fünf Minuten Überziehung und du bist 48 Euro los. Neulich habe ich mir einen Strafzettel eingehandelt. Das Bußgeld wurde sofort von meinem Konto abgebucht. Gegen diese rigorose Vorgehensweise bist du absolut machtlos.“

Als wir vor dem Automaten standen, weihte ich ihn in die Errungenschaft der Madrider Bürgermeisterin Ana Botella ein, die Ehefrau des früheren Ministerpräsidenten José María Aznar.

„Zuerst mußt du die Parkzone angeben – du erkennst sie an der Farbe des Randsteins: Grün oder Blau. Grün ist teurer, über zwei Euro die Stunde. Dann gibst du auf der Tastatur dein Kfz-Kennzeichen ein. Normalerweise ist es ein spanisches. Es wird per Datenfernübertragung ans zentrale Kfz-Register übermittelt, dort werden Modell, Alter und Emissionswerte identifiziert. Je mehr Abgase dein Auto in die Luft pustet, desto teurer wird es. Nach Ansicht der Stadtverwaltung ist das ein prima Beitrag zum Umweltschutz.“

Stephan hörte aufmerksam zu. „Aber ich habe kein spanisches Kennzeichen. Was soll ich denn eingeben?“„Dein deutsches. Ausländische Nummern sind nicht registriert, sie fallen automatisch in die höchste Preisklasse – ob Golf oder Rolls Royce, das ist dann egal.“

Mißmutig fütterte Stephan den Automaten. Kaum hatte er das Ticket im Wageninneren angebracht, bog eine Controladora um die Ecke und warf uns einen aufmerksamen Blick zu.

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