© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/14 / 07. November 2014

Knapp daneben
Das viele Kiffen zahlt sich aus
Karl Heinzen

Studierendensurvey – so lautet die lustige offizielle Bezeichnung für eine Umfrage, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung regelmäßig an Universitäten und Fachhochschulen durchführen läßt. Der Wissensdurst der Demoskopen ist groß. Gibt es tatsächlich junge Menschen, die von bildungsfernen armen Schluckern abstammen und dennoch hoffen, mit einem akademischen Titel im Gepäck den sozialen Aufstieg zu schaffen?

Das wäre doch erfreulich, vor allem mit Blick auf die Integration von Einwandererkindern aus kleinen Verhältnissen, für die es möglichst eine Alternative zum Salafismus geben sollte. Ist der Altersdurchschnitt an den Hochschulen auch nicht zu hoch? Den Schlendrian von einst, bei dem zwischen Studienabschluß und Renteneintritt oft nicht mehr viel Zeit zum Arbeiten blieb, kann man schließlich der jungen Generation von heute nicht mehr gönnen, wenn sie ihre Pflichten für einen sorgenfreien Lebensabend der Alten erfüllen soll!

Wer nicht einmal an seinen eigenen Lebensumständen etwas auszusetzen hat, übt keine Gesellschaftskritik.

Und überhaupt: Was haben diese jungen Leute eigentlich für Gedanken im Kopf? Kann man sich wirklich darauf verlassen, daß sie ohne Murren den Lebensweg beschreiten, den man für sie vorgesehen hat? Oder muß man befürchten, daß sie irgendwann auf Hooligan-Demos enden?

Nun wurde er zum zwölften Male erhoben, der Studi-Survey, und seine Ergebnisse lassen aufatmen: Die Studenten sind mit ihrem Los nicht unzufrieden, vielmehr so abgeschlafft, daß sie sich nicht mehr aufregen. Das viele Kiffen, an das sie von Kindesbeinen an gewöhnt sind, zahlt sich für die Gesellschaft am Ende doch aus. Wer nicht einmal an seinen eigenen Lebensumständen etwas auszusetzen hat, kommt selten auf die Idee, Gesellschaftskritik zu üben. Das politische Desinteresse der Studenten ist daher, wie die Umfrage ausweist, so groß wie nie zuvor. Empören darf sich darüber nur, wer ihnen anderes zugetraut hat. So blind kann niemand sein. Die jungen Spießer und Duckmäuser, die nur an ihr langweiliges Privatglück denken, haben eben nichts Besseres verdient, als daß man alle Entscheidungen über ihren Kopf hinweg fällt.

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