© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/14 / 07. November 2014

Deutsche Kaufleute in Rußland verzeichnen Einbußen
Sanktionen sind schädlich
Thomas Fasbender

Gut 6.200 deutsche Unternehmen sind in Rußland engagiert, vierzehn Prozent davon sind Mitglieder der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK). Die Stimmung ist, gelinde gesagt, am Boden. Die Manager erleben, wie Deutschland im Markt massiv an Vertrauen und Respekt verliert. Auch der AHK-Präsident und Wintershall-Chef Rainer Seele betont, es könne nicht im Interesse unserer Wirtschaft sein, „alles, was deutsche Unternehmen in Rußland aufgebaut haben, den Chinesen zu überlassen“.

So weit wird es nicht kommen, doch teures Porzellan ist schon zerschlagen. Seit Januar sind die deutschen Exporte um über sechzehn Prozent eingebrochen, allein im August um über ein Viertel. In den ersten acht Monaten summiert sich das Minus auf vier Milliarden Euro. Das betrifft zwar nur einen Bruchteil der Gesamtausfuhren, doch über sieben Prozent aller deutschen Unternehmen machen im russischen Markt ein Viertel ihres Umsatzes und mehr.

Exportverbote sind noch der geringste Grund. In Berlin stauen sich die Ausfuhranträge, russische Unternehmen haben Finanzierungsprobleme oder bestellen schlichtweg aus Patriotismus nicht. Auch das gibt es.

Hinzu kommt, daß die deutsche Wirtschaft ihre russischen Partner so viel besser kennt als unsere Politiker es tun. Die Kaufleute wissen, wie sinnlos Druck von außen in diesem Lande ist. Sanktionen schweißen die Menschen nur zusammen. Da mag der Rubel noch so fallen und das Bruttosozialprodukt obendrein – dem Volk ist es nur ein Achselzucken wert. Die Deutschen in Moskau sind keine Opfer russischer Propaganda. Dennoch finden sie sich zwischen den Stühlen wieder. Selten bleibt der Hinweis aus, daß auch der Westen an der ukrainischen Malaise ein gutes Stück Mitschuld trägt. Am geringsten ausgeprägt ist noch der Glaube an die demokratische Zukunft einer EU-orientierten Ukraine. „Die halten auch weiter die Hände nach beiden Seiten auf“, versichert ein mit beiden Ländern bestens vertrauter Firmenchef.

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